Advents-Umwelttipp 1: NABU: Oh Tannenbaum, welcher darf es sein? Bäume mit Bio-Label für gutes Gewissen und positive Umweltbilanz

Die Adventszeit rückt näher und damit in vielen Familien mittlerweile auch die Frage: Feiern wir Weihnachten dieses Jahr unterm Christbaum? Für viele Menschen in Baden-Württemberg gehört ein festlich geschmückter Baum unbedingt dazu und bringt Besinnlichkeit, Winterduft und Gemütlichkeit in die gute Stube. Doch nach ein paar Wochen Aufmerksamkeit teilen die rund 2,5 Millionen in Baden-Württemberg verkauften Nordmanntannen, Blaufichten und Edeltannen ein gemeinsames Schicksal: Sie werden entsorgt.

Der NABU empfiehlt daher: „Ob sich der Kauf eines Baumes lohnt und sinnvoll ist, das sollten Verbraucherinnen und Verbraucher individuell abwägen. Wer die Feiertage ohnehin auswärts bei Familie, Freunden oder im Urlaub verbringt, kann auf einen Weihnachtsbaum verzichten. Alternativ könnte man, statt des jährlich neu geschlagenen Baumes, zu einem schön geschmückten Zweig oder einem selbstgebastelten Baum aus nachhaltigen, recycelten Materialien greifen“, rät der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.

Wer an der Tradition festhalten möchte, sollte beim Kauf des Baumes auf regionale Herkunft mit kurzen Transportwegen achten: „Eine nach ökologischen Kriterien angebaute Tanne oder Fichte, am besten aus regionaler Erzeugung, kann mit einer besseren Umweltbilanz punkten als Bäumchen, die von weit her importiert werden. Eine gute Alternative sind Bäume aus Durchforstung, die im Wald ohnehin geschlagen werden müssen und von einigen Forstämtern verkauft werden“, rät der NABU-Waldexperte.

Giftfreie Bäume aus dem Wald oder mit einem Siegel

Mehr als 80 Prozent der verkauften Christbäume stammen aus Monokulturen, in denen kräftig gespritzt und gedüngt wird. Eingesetzt werden Insektizide gegen Rüsselkäfer und Läuse, Herbizide gegen konkurrierendes Gewächs und Mineraldünger, die für einen gleichmäßigen Wuchs sowie eine intensive Grün- und Blaufärbung der Nadeln sorgen sollen. Doch es geht auch anders. Die Siegel von Naturland, Bioland, Demeter und des Forest Stewardship Council (FSC) geben Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung. Sie garantieren, dass zur Neupflanzung vorgesehene Flächen für Weihnachtsbaum-Kulturen nicht mit Herbiziden kahlgespritzt, sondern mechanisch vom Aufwuchs befreit werden. Häufig kommen Schafe als umweltfreundliche Rasenmäher zum Einsatz. „Achten Sie beim Kauf immer auf kurze Transportwege des Baumes, damit die Umweltbilanz stimmt – sowohl von der Plantage in den Verkauf als auch zu Ihnen nach Hause“, empfiehlt Enssle.

Plantagen lassen sich ökologisch aufwerten

An die Weihnachtsbaum-Produzenten appelliert der NABU Baden-Württemberg, künftig stärker auf ökologische Kriterien zu achten. „Wirtschaften im Einklang mit der Natur ist das Gebot der Stunde. Eine Weihnachtsbaumkultur kann zum Lebensraum für Vögel, Insekten und Amphibien werden, wenn auf Gift und Kunstdünger verzichtet wird“, sagt NABU-Ornithologe Daniel Schmidt-Rothmund. Vogelarten wie Heidelerche, Baumpieper und Bluthänfling, die am Boden brüten, können von einer Umzäunung profitieren. Mit Nistkästen für Meisen und Fledermäuse, mit Hecken- und Blühstreifen oder mit Steinriegeln ließen sich die Flächen zusätzlich ökologisch aufwerten, rät der NABU-Experte. Für Kundinnen und Kunden können solche Initiativen kaufentscheidend sein.

Bäumchen im Topf – eine ausdauernde Alternative

Eine Alternative zum geschlagenen Baum sind solche mit Wurzelballen. Bevor der Weihnachtsbaum von Terrasse oder Balkon für die Feiertage ins warme Wohnzimmer umzieht, sollte er sich im Keller oder in der Garage akklimatisieren, damit er den Besuch gut übersteht. „Wer ihn alle zwei Tage über eine Schale von unten gießt und hell stellt, schafft gute Überlebenschancen. Der Ausflug ins Warme sollte nur kurz dauern, damit der Baum nicht mitten im Winter frisch treibt. Nach dem Auszug muss der Ballen für einige Zeit vor Frost geschützt werden“, empfiehlt Enssle. Ein neuer Großstadttrend sind gemietete Weihnachtsbäume im Topf. Auch hier muss allerdings bedacht werden, dass die Bäume meist aus belasteten Monokulturen stammen und zum Teil beachtliche Transportstrecken zurücklegen. Wie viele der gemieteten Bäumchen auch tatsächlich mehrere Weihnachtsfeste überstehen, ist ungewiss.

Natürliche Weihnachtszeit ohne Plastikbäumchen

Von Plastikbäumen als praktische Alternative rät der NABU ab. „Mit Plastikmüll haben wir wirklich genug Sorgen. Da braucht es nicht noch einen Baum aus Plastik!“ Die Kunstbäume haben eine schlechte Klimabilanz, denn für Produktion und Transport wird viel Energie benötigt. Dagegen nehmen echte Bäume CO2 auf und stellen Sauerstoff her. Sie binden Wasser im Boden und können – sofern giftfrei hergestellt – nach der Nutzung problemlos kompostiert werden. Weil Glitzerspray häufig aus PET besteht, das dann als Mikroplastik in die Umwelt gelangt, sollte man darauf verzichten. Wer statt der Lichterkette auf echte Kerzen setzt, sollte sich nach Bienenwachskerzen umschauen.

Einen Überblick über lokale Anbieter nach Regionen gibt seit Jahren die Waldschutzorganisation Robin Wood: Bio-Weihnachtsbäume werden in Baden-Württemberg an 132 Verkaufsstellen von 24 Produzenten angeboten, etwa in den großen Städten im Südwesten, wie Mannheim, Heidelberg oder Freiburg. Auch Baumärkte bieten Ökobäume in geringer Stückzahl an. Zertifizierte Anbieter gibt es auf der Schwäbischen Alb, in Oberschwaben, am Bodensee und im Großraum Stuttgart.

Weitere Informationen:

Bastelanleitung für DIY-Tannenbaum: www.NABU.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/feste-feiern/weihnachten/27343.html 

 

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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