Normalität istfür Alexandra und ihren Bruder George gerade meilenweit entfernt. Noch weiter als ihre Heimatstadt Kiew. Der russische Angriff zwang sie wie viele anderen Ukrainer zu einer übereilten Flucht. Die Heimat, die Freunde und vieleschöneErinnerungen mussten sie zurücklassen.Es folgten Unsicherheit, Ängste und Bilder, über die man lieber nicht sprechenmöchte. Nun sindsie rund 1500 Kilometer von ihrer Heimat entfernt in Stuttgart angekommen.
Was Sie aus ihrerHeimat retten konnten, ist die Freude am Eishockey. Eishockey ist in der Ukraineso etwas wie ein Nationalsport.Da lag es nahe, Kontakt mit den örtlichen Eishockey–Vereinen aufzunehmen.So haben auch den Stuttgarter Eishockey–Club zahlreiche Anfragen erreicht.Dort hat man nach schnellen Lösungen gesucht, denn das Ende der Saison steht unmittelbar bevor: „Für uns war sofort klar, dass wir die Kinder aus der Ukrainekostenlos an unserem Training teilnehmen lassen“, so der Erste VorsitzendeDr. Christian Ballarin: „Wir mussten allerdings schnell erkennen, dass mit drei oder vier Trai- nings bis zum Saisonende keine gute Integrationmöglich gewesen wäre.“Da boten sich die Camps in den Osterferien an, bei denen rund 80 Eishockey–begeisterte Kinder zusammenkommen, um vier Tage intensiv ihre Fähigkeiten zu trainieren.Der Verein ermöglichte den Kindern aus der Ukraine die kostenlose Teilnahme an den sonst kostenpflichtigen Camps. Dochdie Herausforderungen waren weitaus vielfältiger: manche Kinder hatten zwar Teile ihrer Eishockey–Ausrüstung mitnehmen können, aber eine vollständige Ausrüstung hatten die wenigsten zur Verfügung. „Zum Glück konnten wir uns hier auf die Eishockey–Familie verlassen“, soder Erste Vorsitzende: „Viele Eltern haben engagiert mitgeholfen. In kürzester Zeit konnten wirHelfer, Übersetzer und insbesondere die fehlenden Ausrüstungsgegenstände organisieren.“ Und so standen direkt nach Ostern 84 Kinder bei den Hockey–Camps auf demEis–davon neun aus der Ukraine.
Herkunft spieltebei den Campskeine Rolle, vielmehr stand der gemeinsame Spaß im Vordergrund.Auf dem Trainingsplan standen Powerskating, Skills, Stocktechnik, Moving, Passing und Scoring. Darüber hinaus konnten sich neun Torhüter und Torhüterinnen in extra auf sie zugeschnittenen Trainingseinheiten im Tor verbessern.Die Freude der Kinderdarüber war groß, und es gab sogar eine Überraschung: Einige Vereinsmitglieder des Vereins Sokol Kiev haben sich nach ihrer Flucht in Stuttgart auf dem Eis wieder getroffen. „Wir sind so glücklich, bei den Stuttgarter Rebels weiter Eishockey spielen zu können“, sagtdieukrainischeJugend–NationalspielerinAlexandra Mashkina (15) aus Kiew.Ihr Bruder, George Mashkin (11), fügt hinzu: „Was besonders toll war: Bei dem Camp haben wir zwei Eishockey–Freunde aus unserem Heimat–Verein wieder getroffen.“
Die Camps fanden unter Leitung des Stuttgarter HeadcoachesThomas Schneeberger statt, derdabei von Trainern des Stuttgarter Eishockey–Clubsund befreundeter Vereine sowie einiger Spieler der Stuttgart Rebelsunterstützt wurde. Dieser zieht ein positives Fazit von den Camps: „Die Kinder hatten viel Spaßund konnten an den vier Tagen ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Die Kinder aus der Ukraine wurden gut integriert und es war interessant, auch eine Jugend–Nationalspielerin mitauf dem Eis zu haben“, so der Headcoach: „Es hat sich wieder gezeigt, dass Sport die Integration fördert und hier keine Sprachbarrieren existieren.“ Das zeigt sich auch in der Rückmeldung derKinder:„Das gesamte Training war super, auf dem Eis, aber auch Seilspringen und Fußballspielengegen die Trainer fand ich cool!“ resümiert Luca Khiminchuk (11), der als Torhüter am Campteilgenommen hat. „Und der Chef–Trainer ist genauso wie unser Trainer in Kiev: Herausfordernd auf dem Eis, hart, aber fair,“ ergänzt George.
Für die Kinder aus der Ukraine waren die Camps Ablenkung und Spaß in einer schwierigen Zeit. In den nächsten Monaten werden viele von ihnen am Sommertrainingteilnehmen, bevor es nach den Sommerferien wieder auf das Eis gehen wird.„Der Stuttgarter Eishockey–Club freut sich über die Bereicherung, die wir durch die Kinder aus der Ukraine erhalten“, soDr.Christian Ballarin: „wir hoffen, ihnen hier eine zweite oder gar eine neue Heimat bieten zu können.“
PM Stuttgarter Eishockey Club e.V.| Stuttgart Rebels