Enorme Lust auf Urlaub – Prof. Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen, stellt erste Urlaubsreisetrends vor

Die Startbedingungen für das neue Jahr können einem Mut machen. „Wir sehen eine enorme Lust auf Urlaub“, bestätigt Prof. Martin Lohmann bei der Vorstellung der touristischen Trends des neuen Jahres sowie der Tourismusbilanz für 2021. In einer digitalen Präsentation im Auftrag der Stuttgarter Urlaubsmesse CMT erläutert der wissenschaftliche Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) erste Ergebnisse der Reiseanalyse (RA) 2021/2022.

Die Indikatoren für die touristische Nachfrage im Jahr 2022 zeigen Lohmann zufolge eine positive Ausgangslage. Hinsichtlich der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung seien die Deutschen optimistischer als noch vor einem Jahr. Dabei werde auch die eigene Lage günstiger eingeschätzt: „22 Prozent (Vorjahr 17 Prozent) erwarten, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation in einem Jahr verbessert haben wird; 24 Prozent (Vorjahr 25 Prozent) befürchten eine Verschlechterung.“ Die restlichen 54 Prozent würden keine Veränderung erwarten. „Die insgesamt als stabil wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation ist eine wichtige Vorbedingung für den Urlaubstourismus 2022“, sagt Lohmann.

Mit Urlaubsreisen in diesem Jahr hätten sich bereits im November mehr als vier von fünf Deutschen (82 Prozent) gedanklich beschäftigt. Ob jemand tatsächlich eine Reise antrete, sei dann eine Frage des Könnens (Zeit und Geld?) und des Wollens (Urlaubslust?). Die Fragen wurden klar beantwortet. „Die Urlaubslust ist mit 61 Prozent auf einem Höchststand (Vorjahr 51 Prozent), die Faktoren Zeit (72 Prozent) und Geld (70 Prozent) zum Reisen werden ebenfalls so günstig wie noch nie zuvor eingeschätzt“, sagt Lohmann, „insgesamt drücken diese Ergebnisse eine sehr positive Urlaubsstimmung aus.“ Deutlich werde so ein aktueller Nachholbedarf, „Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität.“

Geringere Nachfrage im Vergleich zu 2019

Trotz dieser kundenseitig ausgezeichneten Voraussetzungen „ist aber auch 2022 mit einer geringeren Nachfrage im Vergleich zu 2019, also vor Covid-19, zu rechnen“, dämpft Lohmann die Erwartungen. Denn ebenso wie in den Vorjahren beeinflussten die Regelungen und Begrenzungen die Zugänglichkeit und die Kapazitäten touristischer Angebote und damit das Volumen der Urlaubsreisen und deren Gestaltung. Die Unwägbarkeit der wechselnden Vorschriften führe bei vielen Reisewilligen zum Abwarten bei der konkreten Reiseplanung und -buchung. Der Informationsbedarf sei hoch und von den Anbietern erwarteten Reisewillige viel Flexibilität und Kulanz. Damit sei mit einem Volumen von ca. 60 Mio. Urlaubsreisen der deutschsprachigen Bevölkerung, einem noch hohen Anteil von Zielen im Inland und in den Nachbarländern und einem gegenüber 2019 relativ geringen Anteil von Flugreisen zu rechnen. Im Vergleich zu 2020/2021 bedeute dies dennoch einen Schritt in Richtung Normalisierung zur Situation vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Tourismus 2021 weltweit stark gebremst

Der internationale Tourismus ging laut Lohmann 2021 im Verhältnis zu 2019 um mehr als 70 Prozent zurück. Weltweit werde die Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei ca. 351 Mio.* liegen, nach 381 Mio. 2020 und 1,46 Mrd. im Jahr 2019. „Damit liegt das Volumen des internationalen Tourismus etwa auf dem Niveau von 1987.“ In Deutschland sei in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 die Zahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um weitere 6 Prozent gesunken, nach minus 36 Prozent im Vorjahr. Für 2021 könne man insgesamt mit ca. 284 Mio. (nach 302 Mio. 2020) Übernachtungen in Deutschland rechnen. 2019 waren es noch 496 Mio. gewesen. Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand: Seit Jahresanfang 2020 beeinflusst die rasche Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 das Leben in nahezu allen Ländern der Welt. Aufgrund der gegen die Verbreitung des Virus ergriffenen Maßnahmen war der grenzüberschreitende Urlaubstourismus zeitweise fast vollständig zum Erliegen gekommen. Auf der Angebotsseite sind weiterhin sämtliche Segmente der Touristikwirtschaft wie Hotellerie, Gastronomie, Verkehrsunternehmen, Reiseveranstalter und -büros von den Pandemiefolgen betroffen.

Urlaubsreisen der Deutschen in Corona-Zeiten

Für den Bereich der Urlaubsreisen der Deutschen erwartet Lohmann nach den vorläufigen Daten auf Basis der RA online vom Jahresende für 2021 ein niedriges Niveau der Nachfrage mit einem Volumen von ca. 50 Mio. Urlaubsreisen (Niveau wie im Vorjahr). Die erwartete Zahl der Kurzurlaubsreisen (Dauer zwei bis vier Tage) liege bei 47 Mio. (+ 27 Prozent gegenüber Vorjahr, – 50 Prozent gegenüber 2019). Bei allen Bevölkerungsgruppen sei die Urlaubsreiseintensität in den Jahren 2020 und 2021 geringer als 2019 gewesen. „Besonders Ältere über 60 Jahre und Personen aus Haushalten mit geringem Einkommen verzichteten auf Urlaubsreisen.“ Geändert habe sich auch die Gästestruktur in den Zielgebieten: Unter den Urlaubsgästen in Baden-Württemberg seien beispielsweise jüngere Menschen häufiger als vor der Pandemie registriert worden. In Österreich habe es Marktanteilszuwächse besonders in den mittleren Altersgruppen (30 bis 69 Jahre) gegeben, während Senioren (70+) seltener angereist wären.

Der Campingurlaub findet Lohmann zufolge unter den aktuellen Bedingungen neue Freunde. „Noch nie waren so viele Deutsche an Ferien mit einem Wohnmobil (15 Prozent) oder im Caravan (12 Prozent) interessiert.“ Der Marktanteil des Campingurlaubs (2021 ca. 7,5 Prozent der Urlaubsreisen) „wächst langsamer, aber stetig“.

Langfristige Entwicklung

Die Tourismusnachfrage werde „nach“ Corona nicht völlig anders als vor Corona. Die Pandemie spiele als direkter Treiber für die Nachfrageentwicklung eine zeitlich befristete Rolle. Unter der Voraussetzung, dass „der Umgang mit der Pandemie wieder ein gesellschaftliches Leben im gewohnten Maß erlaubt, wird das Urlaubsreiseverhalten ab 2023 wieder den ohne Pandemie erwarteten Entwicklungspfad nehmen“, prognostiziert Lohmann. Denn, „die Basis-Triebkräfte für Urlaubsreisen bestehen fort“. Die Menschen blieben die gleichen, mit ihren Motiven, Gewohnheiten und Präferenzen, aber auch ihrer Flexibilität und ihrer Verschiedenheit. Und der Tourismus entwickele sich auch in Zukunft dynamisch. Der Wandel komme durch Entwicklungen in den Rahmenbedingungen und im touristischen Angebot, etwa bei den Themen Nachhaltigkeit, technologischer Wandel und Personal. Lohmann ist sich sicher, dass „Urlaubsreisen zum Wohle der Reisenden und ihrer Gastgeber auch in Zukunft eine wichtige Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft spielen werden“.

 

PM Messe Struttgart

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