Rückgang Amphibien in BW um bis zu 90 Prozent: Das Ende einer Jahrmillionen alten Konzertreihe?

In Baden-Württemberg gibt es etwa 900 Amphibienwanderstellen. Zum Teil werden dort Amphiben seit 30 Jahren jeden Frühling über die Straße getragen. Jetzt wurde vom Verein ABS festgestellt, dass der Bestand an Molchen, Kröten und Fröschen in diesem Jahr landesweit über 50 %, an einigen Wanderstellen sogar über 90 % zurückgeht. Verschwinden unsere Amphibien?

Es wird still am Tümpel – immer mehr Froschkonzerte finden nur noch in einer Notbesetzung statt, da die Solisten – unsere Frösche und Kröten – von der Bühne verschwinden, und das in alarmierender Geschwindigkeit.

Diese besorgniserregende Entwicklung der meisten Amphibienbestände war Anlass für eine Videokonferenz, zu der der Verein für Amphibien/Reptilienschutz in Baden-Württemberg (ABS e.V.) am 05.05.2021 eingeladen hatte. Mehr als 250 Teilnehmende aus allen Bereichen des aktiven Amphibienschutzes nahmen teil.

Im Mittelpunkt standen insbesondere die Bestandsrückgänge beim Grasfrosch und der Erdkröte, da hier fundierte Zahlen und Statistiken zu den Wanderungen der letzten Jahre 30 Jahre vorliegen und diese Tiere aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrem teils massenhaften Auftreten für die Ökosysteme eine fundamental wichtige Rolle spielen.

Die ersten Berichte aus den verschiedenen Regionen Baden-Württembergs machen schnell klar: die Daten für das Jahr 2021 sind verheerend, der Rückgang vieler Bestände hat sich nochmals beschleunigt. Ganze Populationen könnten verschwinden.

Welche Faktoren sind verantwortlich für den Rückgang – insbesondere, welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?

Es ist keine neue Weisheit, wenn man heute bei der Ursachenfindung für das Zusammenbrechen von Ökosystemen und dem Artensterben das Wirken des Menschen als erstes hinterfragen muss. Und tatsächlich ordnet sich das Amphibiensterben nahtlos in die Reihe der durch Menschen verursachten Artensterben ein – zu erleben am Aussterben vieler Singvögel und Insekten.

Als ursächlich zu nennen sind die Lebensraumzerstörung, das direkte Töten der Tiere z.B. im Straßenverkehr, die überhöhten Nährstoffeinträge (durch Düngemittel), das Zusammenbrechen der Nahrungsgrundlage (Insektensterben), das Einschleppen gebietsfremder Arten, Fressfeinde (wie z.B. der Waschbär) und eine schnelle Zunahme von Krankheiten und Parasiten (z.B. Krötengoldfliege).

Und der Klimawandel? Anhand von Berichten und ersten Studien scheint er wie ein Brandbeschleuniger das negative Szenario für die Amphibien nochmals zu befeuern und eine nie dagewesene Dynamik in das durch Menschen verursachte Artensterben zu bringen.

Der ABS e.V. wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen Naturschutzorganisationen und Vertretern des Öffentlichen Rechts eine überregionale Datenbank aufbauen und wissenschaftliche Studien anstoßen und begleiten, um die Problematik statistisch weiter zu erforschen und konkrete Lösungsansätze zu erarbeiten.

In geplanten regelmäßigen Veranstaltungen sollen aktuelle Ergebnisse dargestellt werden und es soll damit auch ein Forum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch geboten werden. Diese Veranstaltungen werden auf der Website des ABS e.V. (http://www.herpetofauna-bw.de) angekündigt – gerne würde der ABS e.V. Sie willkommen heißen.

 

PM Amphibien/Reptilien- Biotop-Schutz Baden-Württemberg e. V.

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