UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb zeichnet Tuffquellen Unterdrackenstein aus: Erster Geopoint im Landkreis Göppingen

Die Kalktuffterrasse und der Wasserfall Unterdrackenstein sind ein faszinierendes und geschütztes Naturdenkmal. Typische Gesteinsbildungsprozesse der Schwäbischen Alb können dort beobachtet werden können. Deshalb wird das Geotop am 20. September 2020 vom UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb als Geopoint ausgezeichnet. 


Wenn ein Besucher der Schwäbischen Alb auf eine Geopoint-Tafel trifft, weiß er: Das ist ein ganz besonderer Ort, wo man Geologie live erleben kann. So auch an den Tuffquellen im Gosbachtal: „Wir können hier beobachten, wie Quelltuff, das jüngste Gestein der Schwäbischen Alb, entsteht. Mit der Geopoint-Tafel vermitteln wir gleichzeitig das Wissen und Verständnis für den Schutz dieses Geotops“, erzählt Markus Möller (Geopark-Vorsitzender und Erster Landesbeamter Alb-Donau-Kreis).


Faszinierende Prozesse An den Hängen des tief eingeschnittenen Gosbachtals sprudeln mehrere Karstquellen. Sie geben dabei Kohlendioxid an die Luft ab. Dadurch ändert sich der Kohlensäuregehalt des Wassers und Kalk fällt aus. Auch Pflanzen, die durch Photosynthese dem Wasser Kohlendioxid entziehen, sind an diesem chemischen Prozess der Kalkbildung beteiligt. Das Wasser stürzt in einem Wasserfall ins Tal und im Laufe der Jahrhunderte bildete sich so eine 20 Meter hohe Terrasse aus Kalktuff, die bis zum heutigen Tage immer weiter vorgebaut wird. Am Ufer kann man z.B. kleine mit Kalk umkrustete Zweige und Blätter finden. Sie sind ein lebendiges Zeugnis der ständigen Quelltuffbildung.


Auf dieser einzigartigen Terrasse wurde Unterdrackenstein erbaut. Etwas unterhalb befindet sich die Mariengrotte, eine seltene Primärhöhle: Sie ist nicht durch Kalklösung, sondern durch Kalkbildung entstanden. Der Bereich um dieses ungewöhnliche Naturdenkmal und der Bachlauf sind ein wertvoller Lebensraum für teils seltene Tiere und Pflanzen. Er ist mehrfach geschützt. Besucher sollten auf den Wegen bleiben, damit die Quelltuff-Strukturen nicht zerstört werden. Darauf weist die Geopoint-Tafel in Deutsch und Englisch hin. Per QR-Code können Besucher auf der Geopark-Website (geopark-alb.de) weiterführende Infos abrufen. „Geopoints leisten einen wertvollen Beitrag zur Besucherlenkung und information. Ich freue mich über unseren ersten Geopoint im Landkreis Göppingen“, sagt Edgar Wolff (Landrat Göppingen). Zum Geopark-Netzwerk gehört auch die Infostelle im Naturkundlichen Museum Göppingen.


20. September ist „Tag des Geotops“ – Schutz von Kalksinterterrassen Dieser Tag wird jeden September deutschlandweit von der Deutschen Geologischen Vereinigung (DGGV) initiiert und rückt geologische Themen in den Fokus. Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb will am „Tag des Geotops“ 2020 auf den Schutz von Kalksinter und Kalktuff aufmerksam machen. „Wasserfälle und Flussläufe mit Sinterterrassen sind beliebte Ausflugsziele für Touristen der Schwäbischen Alb. Leider betreten Besucher oft die einzigartigen Geotope und verschmutzen und zerstören filigrane Strukturen, die es zu schützen gilt“, erläutert Dr. Siegfried Roth (GeoparkGeschäftsführer). Betroffen sind zum Beispiel die Sinterterrassen der Weißen Lauter in Gutenberg und der Uracher Wasserfall.

 

Über den UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb / Hintergrundinfos

Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb umfasst die zehn Alb-Landreise und erstreckt sich mit rund 6.200 km2 über die gesamte Schwäbische Alb. Die Karstlandschaft der Schwäbischen Alb ist einzigartig. Ihr erdgeschichtliches Erbe ist einmalig. Das hat die UNESCO veranlasst, dem Gebiet 2015 ihr Qualitätssiegel zu verleihen und in die Liste der bedeutendsten Naturlandschaften der Welt aufzunehmen. Es gibt in Deutschland noch fünf weitere UNESCO Global Geoparks. Weltweit sind es derzeit 161. Die Schwäbische Alb, ein Gebirge aus Gesteinen der Jurazeit, ist erdgeschichtlich von herausragender internationaler Bedeutung. Sie besitzt eines der größten Höhlenvorkommen Europas und ist für ihren Fossilienreichtum berühmt.


Durch die besondere Topografie mit schützenden Höhlen und geologischen Rohstoffen wurde die Schwäbische Alb zur Geburtsstätte der menschlichen Kultur. In den Höhlen fand man die ältesten figürlichen Kunstwerke (Venus vom Hohle Fels und Löwenmensch) sowie die ältesten Musikinstrumente der Menschheit. Ebenfalls albtypisch ist der Vulkanismus vor 12-15 Millionen Jahren, der über 350 Vulkanschlote, Krater, Maare, Moore, Thermal- und Mineralquellen hinterlassen hat. Neun der 77 Nationalen Geotope Deutschlands sind auf der Schwäbischen Alb zu finden. Sie besitzt fünf UNESCOLabels (darunter die Welterbestätten und das Biosphärengebiet).


Aufgabe des UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb ist, die geologische Bedeutung der Alb im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, Menschen für Erdgeschichte zu begeistern und das Erbe sowie den Lebensraum zu erhalten. Mit dieser Zielsetzung werden Projekte in den Bereichen nachhaltige Regionalentwicklung, Geotourismus, Geo- und Umweltbildung, Geotopschutz und Besucherlenkung (Geopoints) realisiert. Der Geopark Schwäbische Alb betreut ein Netzwerk von 27 Infostellen, darunter
Schauhöhlen, Museen, Naturschutzzentren und Bildungseinrichtungen. Zum Geopark-Netzwerk gehören zahlreiche Natur-, Höhlen- und Landschaftsführer und Geopark-Schulen. Sie alle sind Botschafter des Geoparks.


Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb ist eine Nonprofit-Organisation. Ihr gehören die zehn Landkreise an sowie der Schwäbische Alb-Tourismus-Verband, der Industrieverband Steine & Erden Baden-Württemberg, die Stiftung Kessler + Co für Bildung und Kultur sowie die Kommunen Steinheim a. Albuch, Schelklingen und Beuren. Vorsitzender ist Markus Möller (Erster Landesbeamter Alb-DonauKreis). Geschäftsführer ist Dr. Siegfried Roth. Die Geschäftsstelle befindet sich in Schelklingen, wo fünf Mitarbeiter beschäftigt sind.

 

PM UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb

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