neues Buch über Spielzeughersteller und -erfinder im Filstal: MÄRKLIN und die ANDEREN

Eine neue Veröffentlichung des Stadtarchivs Göppingen handelt von der vielfältigen Spielwarenherstellung im Kreis Göppingen in den letzten 200 Jahren.

Märklin ist seit 100 Jahren in vielen Ländern der Welt als Hersteller „hochfeiner Metallspielwaren“ – wie man sich damals selbstbewusst nannte – bekannt. Dass es aber in Göppingen und im Filstal eine Reihe weiterer Handwerksbetriebe und Fabriken gab und gibt, die erfolgreich Spielwaren herstellen, beleuchtet jetzt ein vom Stadtarchiv Göppingen herausgegebenes Buch. Daran mitgewirkt haben zwölf Autorinnen und Autoren der Stadtarchive Göppingen, Ebersbach und Geislingen, der Eisenbahn-Experte und -Freund Manfred Scheihing und auch Geschäftsführerinnen und -führer der im Buch vorgestellten Firmen.

Das Buch setzt mit den ältesten Spielwarenherstellern ein – dies sind die Geislinger Bein- und Elfenbeindrechsler und -schnitzer. Im 19. Jahrhundert wurden in Göppingen die Holzspielwarenhersteller Schönhut, Konrad Keller KG und Gebr. Schmohl sowie die Metallspielwarenfabrik Märklin gegründet. In Text und Bild vorgestellt werden die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Modelleisenbahnhersteller Hohlbauch, Jago, Jatt, Ortwein und Bemo. Im Kontext der Modelleisenbahnhersteller entstanden im Filstal kleine Handwerksbetriebe, die das nötige Zubehör wie Häuschen (EGI, ELGE, Schwaben-Häusle) und Bäume und Büsche (Witschel) lieferten. Bis heute werden erfolgreich Spezialartikel für die Modelleisenbahn produziert von Schneider (Lampen und Signale), Sommerfeldt (Oberleitungen und Stromabnehmer) und Seuthe (Dampferzeuger für Lokomotiven).

Ein Sonderartikel des Spielwarenbereichs war der Kinderkochherd für Mädchen – dies war auch der erste Spielwarenartikel von Märklin. Die Göppinger Metallwarenfabrik F. & R. Fischer führte von 1894 an Kinderkochherde als „Spezialität“ in ihrem umfangreichen Sortiment von Haushaltswaren. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte Lambert Heiliger in Eislingen, später in Uhingen Kinderkochherde. Auch wenn Blech- und Kunststoff nach dem Zweiten Weltkrieg das traditionelle Material Holz in der Spielzeugherstellung stark verdrängten, setzen auch heute noch Firmen auf den natürlichen Werkstoff und hier besonders erfolgreich die Firma Margarete Ostheimer in Zell u. A. Und es gibt ganz junge Gründungen: Der Göppinger Designer Günther Schunn entwickelt als zeitgemäßen Klassiker das Schaukelpferd „Calidu“, Klaus Weihe kreiert in seinem „Lokwerk Göppingen“ in Handarbeit feinmechanische Unikate in höchster Detailtreue.

Als erfolgreicher Entwickler und Erfinder von Gesellschafts- und Brettspielen wird im Buch Günther Burkhardt vorgestellt. Nach seinen Ideen wurden bisher über 90 Spiele verlegt. Sein Spiel „Funkelschatz“ wurde 2018 als „Kinderspiel des Jahres“ ausgezeichnet.

Die Texte schildern die Geschichte und die Produkte von über 20 Spielwarenherstellern im Filstal. Sie lenken auch ein besonderes Augenmerk auf die Gestalter, speziell der Holzspielwaren, die maßgeblich für den Erfolg eines Spielzeugs verantwortlich, aber meistens ungenannt und damit unbekannt bleiben. Über 200 Abbildungen, darunter viele bisher unveröffentlichte Fotos, illustrieren die Spielwarenherstellung und geben einen Eindruck von der unglaublichen Produktionsvielfalt. Das Buch lädt zu einer Reise in die Geschichte der Spielwarenhersteller und -erfinder im Kreis Göppingen ein. Der zeitliche Bogen erstreckt sich dabei über knapp 200 Jahre. Viele der vom Autorenkollektiv genau recherchierten, bislang oft der Vergessenheit preisgegebenen Fakten zu den Firmengeschichten verraten die unglaubliche Produktionsvielfalt der im Filstal ansässigen Spielwarenhersteller. Die kindliche Vorfreude auf das Geschenk, als auch die Forderung nach lehrreicher und konstruktiver Freizeitgestaltung Jugendlicher und Erwachsener wurde und wird dadurch erfüllt. Die in diesem Buch präsentierten Spielwaren belegen den Wandel der technischen Fertigungsmöglichkeiten, der verwendeten Materialien beim Endprodukt und dessen pädagogischen Absichten. Das Buch zeigt, dass Friedrich Schillers Worte „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da Mensch, wo er spielt“ bis heute nichts an ihrem Sinn verloren haben.

„MÄRKIN und die ANDEREN“, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Göppingen, Band 61. Göppingen 2020. 159 Seiten mit über 200 Abbildungen. Hart gebunden mit Fadenheftung. ISBN 979-3-933844-71-2. Verkaufspreis: 24,00 Euro. Erhältlich im Buchhandel, Museum im Storchen und Stadtarchiv Göppingen, Schlossstraße 14, Telefon 07161 650-9911, E-Mail stadtarchiv@goeppingen.de.

Foto: Oberbürgermeister Guido Till, Stadtarchivar Dr. Dominik Sieber, Manfred Scheihing und der frühere Stadtarchivar Dr. Karl-Heinz Rueß stellten das Buch vergangene Woche im Rathaus vor.

 

PM Stadtverwaltung Göppingen

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