Sonntagsgedanken: Sein Päckchen tragen

Redewendungen haben häufig ihren Ursprung in der Bibel, sind also sehr alt und haben ihre Aussagekraft nicht verloren. So auch: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen“, das seinen Ursprung im Evangelium des Markus am morgigen Sonntag hat, denn da hören wir wie Jesus zu seinen Jüngern sagt: „…nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“.

Dieser Text steht völlig quer zu heutigen ganz auf Erfolg und Glück ausgerichteten Lebensentwürfen. Solange Glaube in der Nachfolge nicht weh tut, lebt es sich wunderbar mit ihm. Als Christen sind wir durch die Taufe zur Nachfolge berufen. In Stunden freudigen Hochgefühls über den Glauben und in der Begeisterung über Jesus sagen wir oft sogar sehr schnell ein Ja zur Nachfolge. Wie ist es jedoch wenn wir ein Päckchen aufgeladen bekommen? Und das erst recht wegen des Glaubens. Wer um seines Glaubens willen in der Praxis dann massiv unter das Kreuz gerät, wird in den meisten Fällen neu überlegen, ob die konsequente Nachfolge, wie Jesus sie fordert, sich lohnt. Mit solchen Jesusworten tun wir uns heute schwer. Sie widersprechen weit verbreiteten Denkmustern und Verhaltensweisen. Sie scheinen den Verdacht Nietzsches zu bestätigen, das Christentum entspringe dem Ressentiment, es verachte diese Welt, es gönne dem Menschen das Glück nicht. Der Verdacht ist weit verbreitet – und verständlich. Er trifft nur eine einseitige und leidverliebte Richtung des Christentums zu. Der Glaube an das Kreuz Jesu, wo er zum Bruder aller Menschen wird, die heute leiden, und noch mehr der Menschen, die schlicht um ihr Leben betrogen werden – der bedeutet doch im Moment in vielen Ländern ein zunehmendes, bedrückendes Problem. Die Zeitungen sind voll von all den Leiden, für die viele politisch Mächtige verantwortlich sind. Wir alle müssen uns fragen, ob wir gegen all dieses Leid genügend tun, obwohl wir nicht dafür verantwortlich sind. Aber wir könnten natürlich mithelfen, dass den Leidenden geholfen wird. Darum sollten wir gegen alle weltweit, die solchen Wahnsinn betreiben, Protest einlegen von den Islamisten angefangen bis zu den Verantwortlichen im vorderen Orient bis zu den Drahtziehern in Washington und Moskau.

Das Kreuz ist zum zentralen Symbol des Christentums geworden. In diesem zeigt Gott seine tiefe Solidarität mit den leidenden Menschen. Es ist eine Perspektive der Hoffnung über alles Elend und alles Leid hinaus.

 

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen

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