Kommentar: Kreistag bekennt sich nicht zu Fehlern: Weiter so!

Gebäude sinnlos abzureisen ist an sich schon bedenklich, wenn man damit aber Millionen an Steuergeldern im wahrsten Sinne des Wortes in die Luft sprengt, dann ist es eigentlich Zeit, dass die Bürger auf die Barrikaden gehen.

Von Joachim Abel

Schon bei der Planung der neuen Klinik am Eichert war der Erhalt der Altimmobilien nie ein Thema. Sonst hätte man ja auch darüber diskutieren müssen, ob der Neubau der Klinik überhaupt notwendig ist. So wurde das alte Klinikgebäude einfach als marode und nicht sanierungsfähig abgetan. Die Planungen und auch die Aufträge an die Architekten sahen deshalb einen Erhalt des Gebäudes nie vor.

Das ein Investor aus Göppingen erst jetzt, also viel zu spät, mit alternativen Plänen an die Verantwortlichen herantritt, ist bedauerlich. Die Mitglieder des Kreistages sehen deshalb auch keinen Grund dafür, ihre Beschlüsse zu überdenken: Zu spät!

Dabei sind die Ideen des Investors eigentlich nicht neu. Alternative Nutzungskonzepte wurden von Bürgern und Architekten schon frühzeitig in die öffentliche Diskussion eingebracht. Alleine von den verantwortlichen wurden sie stets als Spinnerei abgetan. Dabei sind die Gründe für den Abriss nicht gerade stimmig:

  1. Das städtebauliche Konzept sieht einen Erhalt nicht vor – das hat man selbst beschlossen
  2. Das architektonische Erscheinungsbild wäre nicht akzeptabel – das war es noch nie und wird es auf dem Berg auch nie sein. Der Standort war für die Klinik schon immer falsch, nicht nur wegen der Architektur, sondern auch wegen der umständlichen Anfahrt
  3. Ein Patientenpark ist für die Klinik am Eichert unerlässlich – aber gleichzeitig verkündet man, dass man die Fläche für spätere Erweiterungsbauten vorhalten will. Wo bleibt dann der Park?
  4. Die Bestandsimmobilie wäre um drei Geschosse höher als der Neubau, es würde Einschränkungen beim Flugverkehr/Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der neuen Klinik geben – wenn man bedenkt, wo Hubschrauber heute überall landen, ist dies marginal, zumal die Anzahl der Landungen überschaubar ist. Eine Gefahr für den Flugverkehr stellt das Altgebäude wohl eher nicht da.
  5. Fehlende Erschließungsmöglichkeiten des Altbaus bei einer großflächigen Nutzung als Wohn- und Gewerbeimmobilie – die Erschließung könnte unterirdisch erfolgen.
  6. Konkurrierende Einrichtungen zur Klinik wären kritisch – Was in die Altimmobilien darf, kann man über den Bebauungsplan regeln. Es ist aber schon bedenklich, wenn die Klinik so wenig von ihrer Leistung überzeugt ist, wenn sie schon im Vorwege vor Konkurrenz warnt.
  7. Ein möglicher Weiterverkauf durch den Investor könnte nicht unterbunden werden – Warum auch? Was hat der örtliche Investor, was ein anderer Investor nicht hat? Außerdem könnte man sich beim Verkauf der Immobilie ein Vorkaufsrecht sichern.

 

Dass der Abriss der Altimmobilien dem Landkreis sechs bis zehn Millionen Euro kostet und den Betrieb der neuen Klinik über Jahre negativ (Staub. Lärm, Verkehr) beeinflusst und so manchen Patienten veranlassen wird, sich in einer anderen Klinik behandeln zu lassen, blieb weitgehend undiskutiert. Auch das der Landkreis dieses Geld dringend für andere Projekte, wie der VVS-Vollintegration, gebrauchen kann, spielte bei der Abstimmung keine Rolle.

Der Kreistag stimmte bei zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen dafür, an den bisherigen Planungen nichts zu verändern und das Angebot des Göppinger Investors abzulehnen und bleib seinem Ruf damit treu, die Zukunft zu verschlafen.

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