Sonntagsgedanken: „Lass uns Himmel kucken!“

Als Kinder lagen wir manchmal im Gras und schauten uns den Himmel an: In den Wolken kann man Gesichter erkennen oder Tiere und Landschaften. Kondensstreifen von Flugzeugen kreuzen sich. Je nach Wetterlage sind unterschiedliche Farbspiele zu bewundern.

Der Himmel in seiner unendlichen Weite fasziniert. Wissenschaftler bauen riesige Fernrohre, um immer wieder neue Räume fern der Erde zu erforschen. Unendlich scheint das zu sein, was es am Himmel oder im Weltall zu entdecken gibt. „Stell dir mal zwei Kurven vor, die sich immer näher kommen, aber niemals kreuzen.“ Nicht nur damit brachte mein Mathematiklehrer mich zum Grübeln: Was bedeutet Unendlichkeit? Wie klein sind wir Menschen, wenn wir nicht bei uns selbst stehen bleiben, sondern uns auf viel Höheres, viel Weiteres einlassen?

Der Himmel spielt auch für Jesus eine große Rolle. Bei seiner Taufe am Jordan sieht er den Himmel offen. Er hört eine Stimme, die ihm unmissverständlich zu erkennen gibt: „Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden.“ Fortan verkündet Jesus als Wanderprediger, dass das Reich der Himmel, das Königreich Gottes, schon da ist. Er unterstreicht seine Botschaft durch Taten der Liebe, indem er Kranke heilt, Ausgestoßenen einen Weg zurück in die Gesellschaft aufzeigt, Gescheiterte aufrichtet… Der Himmel ist für Jesus nicht ein ferner, unerreichbarer Sehnsuchtsort, sondern das Leben in Fülle, das jedem offensteht, der sich auf Gottes Liebe einlässt. Ganz offen war Jesus für diese wundervolle Liebeserklärung Gottes aus dem Himmel: geliebter Sohn sein – damit ließ sich nicht nur viel anfangen, das war auch ein großer Auftrag. So ging er seinen Weg im Vertrauen auf Gott und kompromisslos gegenüber allem, was die Liebe Gottes zu relativieren versuchte.

Geliebte Kinder Gottes – das sind auch wir! Durch die Taufe gehören wir zu Christus. Er öffnet uns den Himmel, die unendliche Weite der Liebe Gottes. Dadurch erfahren wir: Jede und jeder von uns ist etwas ganz Besonderes in den Augen Gottes. Nicht nur all jene, die sich auf das Christliche Abendland berufen, vergessen viel zu oft, wie wundervoll Gott uns Menschen als sein Abbild geschaffen hat. Jedes seiner Geschöpfe hat Achtung und Respekt verdient.

Der Himmel – ein Bild für die unendliche Weite der Liebe Gottes – er steht uns offen. Der Blick nach oben strengt auf Dauer an und so beschäftigen wir uns lieber mit weniger als der Unendlichkeit. Der Alltag nimmt uns schließlich Tag für Tag in Anspruch. Da vergisst man schnell den Blick nach oben… Doch ab und zu überfällt uns dann dennoch die Sehnsucht: Es muss doch mehr als alles geben: Geliebtes Kind Gottes sein – das macht Spaß! Lass uns Himmel kucken…

 

Pastoralreferentin Agnes Steinacker-Hessling, Rechberghausen-Wäschenbeuren

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