Sonntagsgedanken: Der Trick, ein Lächeln aufzuwecken

In der Passionszeit lasse ich mich auf den Leidensweg eines Menschen ein. Es ist der Weg des Jesus von Nazareth. Ein Leidensweg, der am Ende in den Tod führt und der doch zugleich ein leidenschaftlicher Weg für das Leben und die Liebe zum Leben ist.

Das_Lächeln_der_Mona_Lisa-,_Neue_Orangerie_im_Park_Sanssouici,_Foto_2008_Gottfried_GrafeSo berühren sich manchmal die Extreme im Leben. Damit liegt ein Ernst über dieser Zeit vor Ostern und zugleich eine gewisse Schwere. Diese Schwere gehört wohl zum Leiden mit dazu. Das spüren Menschen, die Leid erfahren. Ihnen ist die Nähe des Wanderpredigers aus Nazareth gewiss. Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Das hat er ihnen zugesprochen und zugleich am eigenen Leibe gelebt. Heißt das nun: In der Passionszeit gibt es gar keinen Grund zur Freude, zum Lächeln? Der kommende Sonntag hat nun mitten in der Passionszeit die Freude zum Thema. Laetare, so sein lateinischer Name, spielt an auf den 122. Psalm. Der ist bestimmt von der Freude, von Lebensfreude, vom Glück der Erfahrung von Frieden und dem Zusammensein von Menschen. Er tut gut, dieser Freude-Sonntag mitten in der Passionszeit. Er zeichnet ein Lächeln in mein Leben, so wie die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und die kecken Köpfchen der ersten Frühlingsblumen. Wie schön, wenn es gelingt, ein Lächeln im  Antlitz eines Menschen aufzuwecken. Dazu gibt es ganz verschiedene Wege. In einem Song der US-amerikanischen Alternative-Rockband REM wird ein besonders pfiffiger besungen. Ich habe einen Weg gefunden, sie zum Lächeln zu bringen. Ich spreche schlechte Gedichte auf ihren AB. Und sie hört ganz genau auf diese furchtbaren Reime und dann lächelt sie. Das ist toll! Ich darf ganz kreativ und phantasievoll sein, wenn es darum geht, ein Lächeln aufzuwecken bei einem Menschen. Ich weiß von mir, wenn ich lächeln kann, dann geht es mir gut. Dann strömt in mir die Freude am Leben und Dasein. Die Not von Menschen und das unermessliche Leid in dieser Welt habe ich deshalb nicht vergessen. Aber freudlos, vermag ich dieser Not erst recht nicht zu begegnen und ihr letztlich nur noch weniger entgegenzusetzen.

 

Michael Hagner

Evangelisches Pfarramt Rechberghausen

Foto: Gottfried_Grafe

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