Personalabbau bei der Polizei wirft ein sehr bedenkliches Licht auf die Verbindung von Sicherheit und Finanzierung

Immer weniger Polizeibeamte auf der Straße, und Straftatzeugen verweigern oftmals Nothilfe

Von Alfred Brandner

Die die vor Jahren umgesetzte Polizeireform, sollte mehr Beamte auf die Straße bringen– nach subjektivem Empfinden, als auch bei objektiver Betrachtung, zeigt diese Aktion nicht die gewünschte Wirkung. Polizeifußstreifen, in ausreichender Personalstärke, habe ich lange nicht mehr gesehen. Überdies – viele Reviere in ländlichen Gegenden sind nicht mehr durchgehend besetzt, bzw. ganz geschlossen. Darüber hinaus gibt es gesicherte Erkenntnisse, dass die Eintreffzeiten der Polizei, auch bei akuten Notlagen verbesserungswürdig sind.

Verantwortliche Politiker machen die ermittelten Daten – bzw. Zeiterfassungen, von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte an der Einsatzstelle gerne zur Geheimsache. Doch die meisten Bürger haben die Situation vermutlich längst erkannt, und lassen sich von den Sonntagsreden aus der Politik nicht länger blenden.

Fakt ist, immer weniger Polizeibeamte sind auf der Straße zu sehen, dafür aber zunehmend Menschen, von denen man annehmen könnte, dass diese in „weniger angenehmen Situationen“ plötzlich an einem akuten Versagen der Wahrnehmungsorgane leiden.

Sie werden Zufalls – Opfer von Schlägertypen, und keiner sieht hin. Gelegentlich flehen Opfer von Gewalttätern, vorbeieilende Menschen um Hilfestellung an – diese wird häufig verweigert. Nicht mal einen Polizei – Notruf wollen mache Tatzeugen rufen.

Wenn in Mbabane Menschen zusammen geschlagen werden, und Banden Geschäfte überfallen, dann mag es daran liegen, dass die nächste Polizeistation unerreichbar, der einzige Streifenwagen verrostet, und die einzige Dorfpolizistin mit Fieber im Bett liegt. Im zivilisierten Deutschland, wirft der Sachverhalt vom längst vollzogenen Personalabbau bei der Polizei schon ein sehr bedenkliches Licht auf die Verbindung von Sicherheit und Finanzierung. Als Beispiel wäre das reiche Bundesland Baden Württemberg zu nennen.

Wenn Sie in der Öffentlichkeit angegriffen, bzw. überfallen werden, sind Sie mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Unterstützung von Tatzeugen angewiesen. Diese kann vielseitig ausfallen. Passanten könnten den Polizei – Notruf absetzen. Und in Ausnahmelagen kann schon mal ein direktes Eingreifen zur Rettung von Gesundheit oder Leben erforderlich werden.

Doch die Aussichten dass Ihnen jemand zeitnah die Unterstützung bietet, die die gegebene Situation erfordert sind eher gering:

  • Ein Passant wird an einer Bushaltestelle von pöbelnden Jugendlichen Angegriffen und geschlagen. Nur einer der vielen Zuschauer war gewillt dem Opfer zu helfen. Dieser forderte auch von den anderen Tatzeugen Unterstützung – das wurde aber abgelehnt, und nicht mal die Polizei wollten diese merkwürdigen Zeitgenossen rufen

  • Eine mittlere Stadt in Baden Württemberg. Hier konnte es Geschehen, dass bei Tageslicht, an einer Bushaltestelle, ein Mädchen von einem Täter mit einem Messer erheblich verletzt wurde, und keiner der vielen Menschen an diesem Ort will etwas bemerkt haben.
  • Ein Schüler wird in direkter Nähe zu einem großen Polizeirevier, an einer viel befahrenen Straße von einer Schlägergruppe niedergemacht. Natürlich wurde dieser Vorfall von niemand wahrgenommen, weder von den Polizeibeamten im nur wenige Meter entfernten Revier, noch von hunderten Autofahrern die zur Tatzeit zwangsweise den Tatort passieren musste.
  • Ungefähr am gleichen Ort, eine 39-Jährige wird am helllichten Tage unsittlich berührt, niemand wollte etwas gesehen haben.
  • Einer Drogeriemarktverkäuferin wird vom Täter, bei einem Raubüberfall die Schusswaffe direkt am Kopf aufgesetzt, auch hier wieder unbemerkt von den vielen Passanten in einer Hauptstraße.
  • Als aktuelle Meldung aus dem Einkauf-Center Zwei Jugendliche haben einen 46-jährigen Mann geschlagen, weil er einschritt als diese mit Waren um sich warfen. Dieses Geschehen ereignete sich gegen 17.00 Uhr. Hunderte von Menschen sind zu dieser Zeit im Einkaufscenter aktiv. Doch keiner hat etwas gesehen, und niemand kann anscheinend Hinweise zu den Tätern geben.

Die Auflistung weiterer bereits dokumentierter Übergriffe könnte man bis zum heutigen Tage beliebig fortsetzen. Die nahezu täglichen Polizeiberichte in den Medien sind Zeitzeuge und sprechen für sich. Zudem darf man von einer erheblichen Anzahl nicht gemeldeter Übergriffe ausgehen.

Und Polizei – Fußstreifen, in angemessener Personalstärke habe ich lange nicht mehr gesehen.

Nicht nur der Sachverhalt, dass auf der Straße immer weniger Polizeibeamte zu sehen sind gibt Grund zur Sorge, sondern insbesondere die subjektiv zunehmende Gleichgültigkeit von Tatzeugen- das ist mit Verlaub zum „kotzen“.

Natürlich darf niemand erwarten, dass an jeder Ecke ein Polizeibeamter steht – das wäre im Übrigen auch nicht gewünscht. Dennoch ist es so, dass offensichtlich die Personalstärke in den Revieren den Anforderungen nicht immer gerecht wird. Diese Aussage lässt sich unter anderem auch aus diversen Veröffentlichungen der gängigen Medien, zu Eintreffzeiten der Polizei – Streifen bei Notlagen entnehmen.

Was können wir tun? Wie können wir die aktuelle Lage verbessern? Wie können wir andere und uns schützen?

Es gibt hierzu keine pauschale Aussage mit Gewähr. Zunächst soll erwähnt sein, dass sich niemand einer Gefährdung aussetzen muss. Die Möglichkeiten zur Hilfeleistung sind dennoch vielfältig. Eine einfache und gute Lösung ist als erste und wichtigste Maßnahme das sofortige Absetzen eines Polizei – Notrufes mit der gegebenen Dringlichkeit. Das ist z.B. auch aus verdeckter Position möglich, und sogar kostenfrei. Das darf man von jedem der ein Mobiltelefon mitführt erwarten!

Zufallspassanten die Tatzeuge werden, und sich dazu in der Lage sehen, könnten sich nach dem Polizei-Notruf, und wenn sofortiges Eingreifen unabdingbar ist, nach Absprache und Risikoabwägung, ein gemeinsames Einschreiten in Erwägung ziehen.

Für Helfende gilt die Regel, zuerst auf den Eigenschutz zu achten. „Helfen ja, aber immer erst nach Risikoabwägung“! Gegen brutale Gewalttäter, bzw. bewaffneten Tätern, gibt es für Bürger ohne spezielle Kenntnisse und Ausstattung kaum ein Chance zielführend eingreifen zu können. Daher ist es besonders wichtig, als erste und dringlichste Maßnahme den Polizeinotruf abzusetzen. Wenn die Situation ein unverzügliches Eingreifen erfordert, kann man versuchen, weitere Passanten für eine gemeinsame Hilfsaktion zu gewinnen.

Wenn Sie als Ersthelfer in einer bedrohlichen Situation einen Polizei-Notruf abgesetzt haben, müssen Sie warten, bis die Verstärkung eintrifft. Da die Polizei natürlich begrenzte Personal-Kapazitäten und vor allem in großen Städten zu vielen Einsätzen gerufen wird, kann es manchmal eine Weile dauern, bis die Ordnungshüter bei Ihnen eintreffen. Sie als Ersthelfer müssen also den Zeitraum bis zum Eintreffen der Polizei überbrücken und gegebenenfalls handeln, ohne sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen.Ich werde nicht müde, folgenden Grundsatz zu wiederholen: Eigensicherung hat absolute Priorität!

Von Bediensteten von Strafvollzugsbehörden, und auch von Selbstverteidigungsexperten bzw. erfahrenen Kampfsportlern, darf man sofern unverzügliche Hilfe erforderlich ist, schon einen höheren Einsatz erwarten. Natürlich auch hier nach Risikoabwägung, ggf. unter Mithilfe weiterer Passanten, die man sehr gezielt dazu auffordern muss.

Auch ein Einsatz von massivster körperlicher Gewalt, kann zur Rettung von Leben oder Gesundheit eines Geschädigten in Ausnahmesituationen erforderlich werden. (§§ 32, 33 STGB Notwehr, überschreiten der Notwehr, § 34 STGB rechtfertigender Notstand)

Und denken Sie stets daran, jeder von uns kann schon heute das nächste Opfer werden, und die Polizei ist in weiter Ferne.

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