Sonntagsgedanken: „… ist alles vorbei…“

Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“ So sang einst der Kölner Jupp Schmitz in seinem bekannten Karnevalsschlager. Tatsächlich – der Aschermittwoch markiert das kompromisslose Ende der Fasnets-, Faschings-, Karnevalszeit: Bei manchen auch das Ende des Geldes; in manchen Fasnetshochburgen werden am Aschermittwoch symbolisch die leeren Geldbeutel gewaschen. Ende des Feierns, Ende der ausgelassenen Zeit. Bei Jupp Schmitz wurde die erste Liedzeile seines Schlagers sogar auf seinen Grabstein eingraviert. Der Tod ist dann der endgültige Aschermittwoch: Wirklich alles vorbei… aus… fertig… Amen…

So, das war’s dann… – Ist das die Botschaft des Aschermittwochs? Die Erinnerung, dass alles irgendwann zu Ende geht, gehört sicher mit zu diesem Tag. In den katholischen Gottesdiensten kann beim Aufstreuen der Asche auf den Kopf gesprochen werden: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Dafür steht die Asche: Das ist das, was nach einem Feuer zurückbleibt; nur ein grau-schwarzer Staub. Vom Ende her zu denken, erinnert an die eigenen Grenzen. Es macht jedoch auch jeden einzelnen Augenblick kostbar, weil er nicht wiederkehrt. Und es gibt den Anstoß zu einem bewussten Leben – zu einem bewussten Umgang mit mir selber, mit den anderen, mit den geschenkten Gütern und der geschenkten Zeit.

Bei genauerer Betrachtung ist der Aschermittwoch jedoch ein Beginn, ein Neuanfang. Schon historisch betrachtet, wurde der Aschermittwoch ja nicht „erfunden“, um die Fasnetszeit abzuschließen, sondern es war umgekehrt: zunächst war die Fastenzeit und daraus entwickelte sich der Brauch, vor dem Fasten noch einmal zu feiern: „Fastnacht“ bedeutet die „Nacht vor dem Fasten“. Der Aschermittwoch markiert nicht ein Ende, sondern markiert den Beginn der Fastenzeit, die auf Ostern hinführt. Somit blicken wir am Aschermittwoch vor allem nach vorne.

Der Aschermittwoch erinnert mich daran: Ich darf neu beginnen. Ich muss nicht alle „Altlasten“ immer mit mir schleppen. Ich kann mich neu ausrichten nach vorne, in die Zukunft. Das zeigt sich in dem anderen Wort, das für die Austeilung der Asche den einzelnen zugesagt werden kann: „Kehre um und glaube an das Evangelium!“ Aus der Asche kann neues Leben entstehen. Für diesen Neuanfang steht auch die andere Bezeichnung für die Fastenzeit: „österliche Bußzeit“. Dadurch wird deutlich, diese Zeit blickt nach vorne und hat einen Zielpunkt: Ostern. Aschermittwoch bedeutet daher: Ab jetzt geht es Ostern, der Auferstehung, dem Leben entgegen! So könnten Christen singen: „Am Aschermittwoch fängt alles neu an!“

Pfarrer Bernhard J. Schmid, Kath. Kirchengemeinde St. Markus – Liebfrauen, Eislingen

 

 

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