PETA-Veröffentlichung zeigt grausame Fehlbetäubungen in Eberdinger Schlachtbetrieb – Organisation erstattet Strafanzeige und kritisiert Landwirtschaftsminister Peter Hauk

Erneut massives Tierleid in schwäbischer Schlachterei aufgedeckt: PETA zugespieltes Bild- und Videomaterial vom vergangenen Dezember zeigt extrem grausame betäubungslose und fehlbetäubte Tötungen von Schafen im Schlachtbetrieb „Schäferei Karl Kurz“ in Eberdingen (Kreis Ludwigsburg).

Auf den Aufnahmen sind der Tierrechtsorganisation zufolge verschiedene strafrechtlich relevante Schlachthandlungen zu sehen: Zum einen schneiden Arbeiter mehreren Schafen ohne die gesetzlich vorgeschriebene Betäubung die Kehle durch. Es lag keine Ausnahmegenehmigung zum betäubungslosen Schlachten vor, wie sie beispielsweise zum Schächten erforderlich ist. Zum anderen zeigen die Aufnahmen, dass zahlreiche weitere Schafe nur unzureichend mit einer Elektrozange betäubt und anschließend bei vollem Bewusstsein per Kehlenschnitt getötet werden. Zeitweise war dabei auch eine Person anwesend, die nicht zum Betrieb gehört und mit einem Klemmbrett ausgestattet ist. Ob es sich dabei um eine amtliche Kontrolle gehandelt hat, muss die Staatsanwaltschaft im Rahmen ihrer Ermittlungen prüfen. Weitere Verstöße bestehen unter anderem in fehlenden Reflexkontrollen und Nachbetäubungen sowie falsch angesetzten Elektrozangen. PETA hat das Kreisveterinäramt Ludwigsburg informiert und Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen die Verantwortlichen erstattet. Die Tierrechtsorganisation fordert neben der dauerhaften Schließung des Betriebs Tierbetreuungs- und Tierhalteverbote für die Verantwortlichen. Weil Fehlbetäubungen in deutschen Schlachtbetrieben an der Tagesordnung sind, appelliert PETA an alle Verbraucher, auf eine vegane Ernährungsweise umzusteigen.

„Die Aufnahmen aus dem Schlachtbetrieb sind extrem bedrückend“, so Agrarwissenschaftlerin Scarlett Treml, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Schafen wird ohne Betäubung die Kehle aufgeschnitten. Einem Tier wird sogar bei vollem Bewusstsein das Fell vom Kopf abgezogen. Der Todeskampf der Schafe dauerte oft mehrere Minuten, die Schmerzen und Angst der Tiere müssen unvorstellbar groß gewesen sein. Dies ist bereits der fünfte Schlachtbetrieb-Skandal innerhalb weniger Jahre allein in Baden-Württemberg. Doch Landwirtschaftsminister Hauk versagt weiterhin dabei, wirksame Kontrollmechanismen einzuführen und der Tierquälerei überführte Betriebe dauerhaft schließen zu lassen. Wir hoffen, dass dieser Fall die Politik nun endlich wachrüttelt und ihre Untätigkeit beendet.“

Mangelhafte Kontrollen und Fehlbetäubungen sind Standard in der Tierindustrie

In deutschen Schlachthöfen liegt die Rate der unzureichenden Betäubung nach Angaben der Bundesregierung je nach Betäubungsart bei Schweinen zwischen 3,3 und 12,5 Prozent und bei Rindern zwischen vier und neun Prozent. Das sind jährlich weit über fünf Millionen Schweine und mehr als 300.000 Rinder – die Dunkelziffer dürfte nach PETAs Schätzung weit höher liegen. Für Schafe liegen keine Daten vor.

Das Kontrollsystem in der Agrarwirtschaft ist nach Auffassung der Tierrechtsorganisation geprägt von Vetternwirtschaft, Klientelpolitik und teils politisch gewollter personeller Unterbesetzung. Tierhaltende landwirtschaftliche Betriebe werden in Baden-Württemberg im Schnitt nur alle 19,3 Jahre kontrolliert.

In ihrer derzeitigen Form sind kameragestützte Überwachungssysteme keine Lösung

Viele Schlachtbetriebe in Baden-Württemberg haben mittlerweile freiwillig Kameras zur Überwachung der Arbeitsabläufe installiert, die dann aber, wenn überhaupt, nur von ihnen selbst ausgewertet werden. Die Bundesregierung erwägt laut Koalitionsvertrag, in größeren Schlachtbetrieben eine allgemeine Pflicht zur Kameraüberwachung einzuführen. Dass dies jedoch PETAs Auffassung nach trotzdem nur der Verbrauchertäuschung dient, zeigt der Fall Backnang. In einem Schlachthof-Skandal wurden dort im Herbst 2022 ein missbräuchlicher Umgang mit den Tieren, eine hohe Fehlbetäubungsrate sowie bauliche Mängel aufgedeckt. Trotz Kameraüberwachung hielten sich weder die Mitarbeiter noch anwesende Veterinäre an geltendes Recht.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Weitere Informationen:

PETA.de/Neuigkeiten/Ludwigsburg-Schlachthof-Schächten

PETA.de/Themen/Schächten

PETA.de/Neuigkeiten/Schlachthof-Kontrolle-Darmstadt

PETA Deutschland e.V. ist mit über 1,5 Millionen Unterstützenden die größte Tierrechtsorganisation des Landes und setzt sich durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise dafür ein, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
PM PETA Deutschland e.V.

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