Sonntagsgedanken: GOTTLOS

Eigentlich möchte man es nicht, aber ab und an passiert es unweigerlich und man hört bei Gesprächen mit. Mir passiert dies manchmal bei Unterhaltungen zwischen SchülerInnen in den Pausen. Manche Gespräche regen zum Schmunzeln an oder lassen einen bei manchen Wörtern und Sätze aufhorchen.

Wann haben denn Sie zuletzt das Wort „gottlos“ gehört oder in einem Gespräch verwendet?

In meinen Ohren klang es ganz fremd und vergessen, daher konnte ich nicht anders als den Erzählungen über „gottlose Typen“, „gottlose Situationen“ oder „gottlose Klassenarbeiten“ zu folgen. Nach mehreren Minuten ist den SchülerInnen auch mein verwunderter Blick aufgefallen und sie stockten beim letzten gottlos und lächelten mich kurz leicht ertappt an. Gibt es also noch eine Welt die „gottlos“ oder „gottvoll“ ist? Wenn Typen, Situationen oder Klassenarbeiten als „gottlos“ bezeichnet bzw. so klassifiziert werden, zeigt dies dann ein Fehlen, ein Mangel an etwas „Gotterfülltem“ an?

Auf der Suche nach der vollendeten Fülle Gottes sind wir im Advent bereits drei Wochen unterwegs, die vierte Kerze brennt schon fast und im Adventskalender sind schon bald alle Türchen geöffnet: Wir sind bereit! Das Christuskind kann kommen. So erklingt im Sonntagsevangelium nach Matthäus (Mt 1,18-24) nach ersehntem Warten nun der Name des Kindes: Immanuel, was übersetzt heißt: GOTT MIT UNS! Ein Name, den bereits der Prophet Jesaja angekündigt hat. Ein Name mit Programm und Botschaft für uns: GOTT IST MIT UNS! Auch wenn sein Name nicht Immanuel, sondern Jesus – GOTT RETTET- war, so verkörperte er in seinen Worten und Taten Gottes Heilshandeln mitten in der Welt und damit das MIT-SEIN-GOTTES. Jahr für Jahr wird uns als Erinnerung dieses Kind in diese Welt, in unser Leben, immer wieder hineingeboren, damit wir es nie vergessen: GOTT IST MIT UNS! Gerade auch jetzt in all dem was nicht gelingt, was wir bis zum Heilig Abend nicht mehr schaffen und besonders in allen „gottlosen“ Momenten, in denen wir Beistand, Zuspruch, Güte und Liebe vermissen.

Nach den Erläuterungen der Schülerinnen steht „gottlos“ auch für „verwerflich“, „asozial“ oder „ehrlos“ und wird auch wahlweise gerne mit dem Wort „bodenlos“ ersetzt.

Doch bemerkenswert ist die Verwendung des Wortes „gottlos“ allemal, denn Bezeichnungen und Beschreibungen sagen ja immer etwas aus und tragen eine Botschaft.

 

Petra Renz, Pastoralreferentin Gesamtkirchengemeinde Göppingen

 

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