Sonntagsgedanken: Allerheiligen

Dieses Fest wird durch zwei Aktionen überlagert. Zum einen wird dieser zumeist arbeitsfreie Feiertag zum Totengedenken und Gräberbesuch anlässlich des nachfolgenden Tages Allerseelen genutzt, zum anderen verbinden damit viele eher Halloween, mit gräßlichen Masken, Verkleidungen, Erschrecken und Kinderstreichen-Süßes oder Saures. Dieser Brauch ist aus den USA zu uns zurückgekommen und zunehmend beliebt als Fest für Kinder, ursprünglich von Irland am Vorabend des christlichen/katholischen Festes Allerheiligen=all hallows eve entstanden.

Menschen hatten scheinbar vor den Toten Angst. Angst vor Rache, Angst aus dem Jenseits verfolgt zu werden, bisweilen auch ein schlechtes Gewissen, weil man zu Lebzeiten mit den Verstobenen schlecht umgegangen war. Der Glaube an Jesu Tod und Auferstehung hatte wohl nicht alle von solchen Vorstellungen befreit.

Nach christlicher Auffassung sind alle Menschen Kinder Gottes- die schon Verstorbenen und die jetzt Lebenden. Die Lebenden müssen die Toten nicht fürchten.

Wie also heute mit Allerheiligen umgehen?

Das Fest Allerheiligen will der einseitigen Heiligenverehrung vorbeugen. Nicht nur besondere Menschen mit einer großen Organisation /Orden/kirchlicher Gruppierung/Interessengruppe im Hintergrund, können in den Stand der Heiligkeit berufen werden, sondern es gibt ganz viele Heilige unter uns, die Hervorragendes leisten, ehrenamtlich, ohne große Öffentlichkeit, oft über einen langen Zeitraum, ohne jemals bekannt zu werden oder gar geehrt zu werden, also Unbekannte Heilige. Allerheiligen will unseren Blick weiten-nicht zu einseitig auf berühmte Namen mit einer großen Lobby zu schauen, sondern die vielfältigen alltäglichen Wunder im Mitmenschlichen wahrzunehmen und schon zu Lebzeiten zu schätzen und anzuerkennen.

Wenn ich mit Wertschätzung für andere lebe, brauche ich auch keine Angst zu haben. Gutes Tun ist jedem möglich=Allerheiligen. Leider schauen Menschen lieber auf scheinbar große oder wichtige Personen, und verspüren einen viel zu großen Unterschied, empfinden ihr eigenes Tun zu klein. Heiligmäßiges ereignet sich aber oft im Kleinen, zumeist im Verborgenen.

Wir sind alle zu einem Leben in Heiligkeit berufen. Allerheiligen ist wie ein großes Erntedankfest. Was wir an Pfingsten als Auftrag erhalten haben als die, die den Auferstandenen Herrn, den Kyrios bekennen, ist als Weizenkorn gesät worden und muß heranreifen. Noch ist die Ernte nicht beendet.

Christus sagt: Was Ihr für einen dieser Geringsten getan habt, das habt Ihr für mich getan! Mt 25,40

Da braucht es keinen Arbeitskreis, Diskussionen und endlose Beratungen, sondern den Willen jetzt Gutes zu tun. Anfangen!

Ansgar Leibrecht, Katholischer Krankenhauspfarrer Göppingen

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