Sonntagsgedanken: Dank als Lebenselixier

Schon Cicero wusste: „Dankbarkeit ist die Mutter aller Tugenden“. Wer denkt, der dankt. Nicht das Glück, sondern die Dankbarkeit ist die Quelle wahrer Lebensfreude. Dank ist ein Lebenselixier. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nachgewiesen, dass unser Hormonsystem positiv auf die Haltung der Dankbarkeit reagiert. Dankbarkeit verändert unser Leben.

Damit Dankbarkeit wachsen kann, ist die Öffnung unseres Blickes für die Realität notwendig: Kein Mensch kann alles und hat alles. „Jeder ist für den anderen geboren“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Auch stirbt kein Mensch für sich (Röm 14,7). Der dänische Philosoph Kierkegaard sagt daher: „Es lohnt sich erst dann zu leben, wenn man eine Idee hat, für die es sich lohnt zu sterben“. Letztlich bin ich reich, wenn ich all die Dinge zähle, die ich für Geld nicht kaufen kann. Da gehören Liebe und Wohlwollen, Hingabe, Ausdauer, Gelassenheit und Geduld dazu. Wenn wir uns täglich bewusst machen, was wir Gutes erlebt haben, haben wir immer Grund zum Danken. Dann wird unser Leben eine Sammlung schöner Erlebnisse, Eindrücke und Freundschaften sein.

Natürlich hat auch Kritik an bestehenden Problemen seine Richtigkeit und seinen Wert – sonst verändert sich auch nichts. Und es ist wichtig, diese zu benennen und Veränderungen einzufordern. Doch worauf unsere Aufmerksamkeit gerichtet ist, das wächst. Darum ist eine grundsätzliche positive Vision für unser Leben, unsere Gemeinschaft und unser politisches System unerlässlich, wenn wir weiterhin in Frieden miteinander leben wollen. Wir haben bereits so vieles erreicht, als Gesellschaft, als Menschen, als Gemeinschaft. Doch wenn wir es erreicht haben, sehen wir zurück und betrachten vieles als völlig selbstverständlich. Wagen wir den Versuch, es wie der Samariter zu machen, der im heutigen Sonntagsevangelium nach Lukas (LK 17,11-19) uns vor Augen geführt wird und der Jesus für seine Heilung dankt. Als einziger von zehn Geheilten. Er schaut nicht nur auf das Geschenk, sondern auch auf den, der es ihm gab. In dieser Haltung des geheilten, dankbaren Menschen gewinnt eine weitere Dimension an Bedeutung: der wachsende Glaube. Erntedankaltäre in den Kirchen in diesen Wochen sind Zeichen gelebter Dankbarkeit.

So ist Dankbarkeit für mich ein Lebenselixier, das Traurigkeit überwinden lässt und Sonne und Wärme in unser und der anderen Leben bringt.

Und Sie? Wofür sind Sie heute dankbar? Und wem? Gott sei Dank!

Norbert Köngeter, Stadtdiakon Katholische Kirche, Göppingen

 

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