Sonntagsgedanken: Seinen Platz finden

Es ist gar nicht so einfach den richtigen Platz im Leben zu finden. Dazu gehört auch die Perspektive aus der ich schaue und welche Erfahrungen im Alltag gemacht werden. Wer sich im Alltag der Menschen bewegt steht unter Beobachtung. Daran hat sich seit Jesu Zeiten bis heute nichts geändert.

Auch heute ist das Gerangel um die besten Plätze und eine größte Aufmerksamkeit überall gegenwärtig. Politik und Wirtschaft führen dieses Spiel der Eitelkeiten jeden Tag in den Medien auf. Wir finden es leider auch in den Kirchen, und da wirkt es besonders abstoßend. Dieser Kampf um den besten, ersten Platz wird oft mit Hingabe ausgetragen, bis in die Ehen und Familien hinein. Weil menschliches Leben immer auch demütigende Lebenserfahrung widerspiegelt, haben viele von uns in der einen oder anderen Weise diese Erfahrungen schon selber gemacht. Solche Erfahrungen sind Teil unserer Lebensgeschichte. Es gibt auch eine positive Seite, denn jeder Mensch ist auf der Suche nach dem eigenen Platz, und diese Suche begleitet und prägt ihn sein ganzes Leben lang. Wo ist mein Platz in der Partnerschaft, im Berufsleben, wie finde ich Anerkennung? Die Suche nach dem eigenen Platz wird nochmals virulent mit dem Älter werden, wenn die Grenzen enger werden und vieles, was einmal selbstverständlich war, nicht mehr geht. Die Botschaft des Evangeliums verweist darauf, dass er nicht gefunden werden kann, wenn brutal die Ellbogen eingesetzt werden, andere damit wegstößt und rücksichtslos deren Plätze besetzen will. Im Bild des Festmahls zeigt Jesus, dass alle eingeladen sind und jedem ein Platz bereitet ist. Es geht nicht nur um die moralische Seite und der Aufforderung zur Solidarität. Jesus hat uns das Evangelium vorgelebt als einer der nicht gekommen ist um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Er hat die Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden immer wieder vom Rand der Gesellschaft in die Mitte gestellt und somit ihnen neue Perspektiven und Lebensmöglichkeiten eröffnet. Am Beispiel des Evangeliums lädt uns Jesus ein die Welt auch aus dieser Sicht zu betrachten und die am Rand stehenden einladen am Tisch Platz zu nehmen. Wenn man den letzten Platz einnimmt, dann bekommt man eine andere Perspektive auf das menschliche Geschehen. Ein Sichtwechsel kann uns nicht schaden.

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen

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