Gefährliches Badevergnügen: Richtig retten im Notfall – Die Johanniter geben Tipps zum Verhalten bei Badeunfällen

Das kommende Wochenende lockt nochmal mit hochsommerlichen Temperaturen zahlreiche Sonnenanbeter an den Badesee oder ins Freibad: Das kühle Nass verspricht Erfrischung. Doch viele unterschätzen die Gefahren im Wasser: 392 Menschen ertranken im Jahr 2014, 446 Todesopfer waren es im Jahr davor (Quelle: Statista/DLRG).

Unter den Opfern sind vier Mal so viele Männer wie Frauen. Dabei ist ein Großteil der Badeunfälle vermeidbar. „Mutproben wie Kopfsprünge in unbekannte Gewässer, zu viel Alkohol oder das Überschätzen der eigenen Kraft führen häufig zu lebensgefährlichen Situationen im Wasser“, sagt Harald Genzwürker, Landesarzt der Johanniter in Baden-Württemberg. Besonders gefährdet sind Kleinkinder – für sie wird selbst ein Gartenteich oder ein Planschbecken zum Risiko, wenn sie dort unbeaufsichtigt spielen.

Sofort den Rettungsdienst alarmieren

Gerät ein Mensch im Wasser in Not, sollten Helfer zuallererst den Rettungsdienst über die 112 alarmieren. „Retter bringen sich leicht selbst in Gefahr, wenn sie versuchen, Ertrinkende aus dem Wasser zu ziehen, sofern sie keine ausgebildeten Rettungsschwimmer sind“, warnt Harald Genzwürker. „Direkten Körperkontakt sollte man nach Möglichkeit vermeiden, denn in seiner Angst kann der Ertrinkende um sich schlagen oder durch Klammern den Rettenden unter Wasser ziehen. Lieber sollte man der Person einen schwimmenden Gegenstand reichen, am besten einen Rettungsring, und sie dann an Land ziehen.“ Schnelle Erste Hilfe ist lebenswichtig: „Bewusstlose mit vorhandener Atmung werden in die stabile Seitenlage gebracht. Dafür wird der Kopf überstreckt, der Mund geöffnet und das Kinn auf dem Handrücken abgelegt. Das untere Knie ist angewinkelt. Dann die Atmung regelmäßig überprüfen“, erläutert Genzwürker. „Wenn der Gerettete nicht oder nicht normal atmet, beispielsweise sehr langsam und schnappend, müssen Ersthelfer sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung beginnen, bis der Rettungsdienst eintrifft.“

Keine Angst vor der Wiederbelebung

„Wir wollen alle Menschen ermutigen, die Wiederbelebung durchzuführen“, sagt der Landesarzt. „Dabei kann man nichts falsch machen. Nichts zu tun ist für den Patienten viel gefährlicher, denn Sauerstoffmangel verursacht irreparable Hirnschäden. Wer regelmäßig seine Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischt, ist in Notsituationen viel souveräner. „Für die Herz-Lungen-Wiederbelebung gilt es, den Oberkörper des Betroffenen frei zu machen, beide Handballen übereinander in der Mitte des Brustkorbs anzusetzen und das Brustbein gut fünf Zentimeter tief Richtung Wirbelsäule zu drücken. „Den Rhythmus der Druckmassage kann man sich passenderweise mit dem Lied „Staying Alive“ von den Bee Gees merken, also ein bis zwei Mal pro Sekunde drücken, 30 Mal, dann zwei Atemspenden, dann wieder 30 Druckmassagen, immer im Wechsel“, erläutert Genzwürker. Für die Atemspenden überstreckt der Helfer den Kopf des Betroffenen vorsichtig nach hinten und legt seinen geöffneten Mund über die Lippen des Bewusstlosen. „Zweimal langsam und tief beatmen, bis sich der Brustkorb hebt und senkt, dann die Druckmassage fortsetzen“, so der Landesarzt. „Wer sich die Atemspende nicht zutraut, sollte wenigstens die Herzdruckmassage kontinuierlich durchführen – auch das versorgt das Gehirn noch eine gewisse Zeit mit dem lebensnotwendigen Sauerstoff im Blut.“

Bei Menschen, die aus dem Wasser gerettet werden, besteht zusätzlich die Gefahr einer Unterkühlung. „Die gerettete Person sollte auf jeden Fall mit Handtüchern, Decken oder trockener Kleidung gewärmt werden – am besten mit einer Rettungsdecke aus dem Erste-Hilfe-Kasten im Auto“, empfiehlt Genzwürker.

Die Johanniter empfehlen, alle zwei Jahre das Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen. Nähere Informationen gibt es unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 0 19 14 14 oder unter www.johanniter.de/ausbildung.

PM

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