Sonntagsgedanken – Stellen Sie sich mal vor

Stellen Sie sich mal vor, sie sind im Moment Single und suchen eine Partnerin oder einen Partner. Dank den sozialen Medien gibt es unterschiedliche Methoden, Apps oder Möglichkeiten seinen Ring in die Mitte zu werfen. Wenn sie nun ein Profil über sich selbst anlegen würden, welche Informationen über sich würden sie preisgeben? Ihre Hobbies? Ihre Größe? Ihre Lieblingsmusik? Ihren Beruf? Ihre Schwächen? Ihre Marotten? Ihre religiöse Zugehörigkeit? Welche Informationen wären für die interessierte und ebenso suchende Partnerwelt wichtig um ansprechend, attraktiv und nicht zugleich abschreckend zu sein?

Im Evangelium zum heutigen Sonntag (Lk 9,18-24) checkt Jesu quasi bei seinen Jüngern ab, wie sein „Profil“ bei den Leuten und auch bei den Jüngern ankommt, ob sie erkennen, wer er ist. Es ist doch irgendwie erstaunlich, dass der Sohn Gottes, der Wasser zu Wein, Blinde sehend und Tote lebendig machen kann, sich Gedanken darüber macht „für wen die Leute ihn halten“. Warum ist das Jesus so wichtig? Geht es ihm um sein Ansehen? Oder war dies nur ein Test für seine Jünger, ob sie, die mit ihm durch Galiläa gezogen und mit ihm viel erlebt haben, erkennen wer er ist?

Auf Petrus ist Verlass, er gibt Jesus sogar die richtige Antwort, dass er der „Christus Gottes“ ist. Aber anstatt Lob, Applaus und von Jesus Anerkennung zu bekommen fährt Jesus die Jünger scharf an und weist sie an zu schweigen und es niemandem zu erzählen.

Schwierig. Wie soll so der Verkündigungsauftrag funktionieren? Warum will Jesus nicht, dass die Jünger den Leuten, die noch nicht wissen wer er ist, verkünden, dass er der Messias ist? Auf was wartete er?

Vielleicht auf den richtigen Zeitpunkt. Zu viele Angaben in einem Dating-Profil lassen zwar auf der einen Seite ein größeres Bild über eine Person erscheinen, das aber auf der anderen Seite leicht in eine Schulblade gepackt und zu sehr abschrecken kann – vielleicht ist der Investmentbanker doch kein so arroganter Schnösel?

Vielleicht hatte Jesus die Befürchtung, dass die Leute ihn jetzt falsch verstehen würden. Sie sich ein falsches Bild von ihm gemacht hätten und dann total enttäuscht gewesen wären, weil er nicht der politische Rebell sei, der die Römer in die Flucht schlägt oder andere Wünsche für Sie erfüllt.

Wann ist die richtige Zeit, zu verkündigen, von Jesus und der Nächstenliebe zu erzählen und unser eigenes Profil ganz sichtbar werden zu lassen? Oder doch lieber zu schweigen?

Petra Renz

Pastoralreferentin Göppingen

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