Sonntagsgedanken: „Zwischen Himmel und Erde hängst du dort, ganz allein und verlassen von Mensch und Gott“

Wann auch immer ich dieses Lied von Albert Frey höre, spüre ich, welche Kräfte da am Kreuz im Spiel sein müssen. Zwischen – dazwischen – eingespannt zwischen Himmel und Erde ist Jesus Christus am Kreuz gestorben.

Eingespannt zwischen verschiedene Welten, zwischen dem Himmel, dem Sinnbild für das Göttliche, für Unendlichkeit und Ewigkeit und zwischen der Erde, dem Raum der Endlichkeit, Verletzlichkeit und Vergänglichkeit – auf dem Boden der Tatsachen stehend.

Solche Spannungsmomente, in denen an einem selbst gezerrt und gezogen wird, kennt jeder

  • zwischen zuhause sein möchten und beruflich unterwegs sein müssen,
  • zwischen Freiheit und pandemiebedingt Rücksicht nehmen
  • die steigenden Preise für den Lebensunterhalt und die Größe des eigenen Geldbeutels
  • dem Leben in einem friedlichen Europa und dem Kriegsgeschehen in der Ukraine und der Hungersnot und Armut an so vielen Enden der Erde.

 

„Wo die Balken sich kreuzen, ist der Ort,
dort am Kreuz“

Mit der Passion – mit der biblischen Erzählung – des heutigen Tages erinnern wir uns an Jesu Sterben am Kreuz auf Golgotha. Jesus Christus, den wir an Palmsonntag als den gefeiert haben, der Befreiung und Erlösung bringen wird, er wird gefangengenommen und verurteilt. Ein Mann, der in Gottes Namen und Vollmacht wirkte, stirbt den Kreuzestod. Viele, die Jesus nachgefolgt waren, halten es nicht aus, wenden sich aus Angst und schmerzerfüllt ab.

„Wo sich Himmel und Erde trifft in dir

Dort am Kreuz“

Heute ist Karfreitag. Es gilt diesen Tag auszuhalten. Zugleich dürfen wir die Dimension nicht vergessen, die wir in und durch unseren Glauben haben:

Karfreitag – das Verlassen sein und der Tod – ist nicht das Ende, sondern diese Botschaft ist eingebunden ins österliche Triduum, in die große dreiteilige Feier, die an Gründonnerstag mit der Erinnerung an die Fußwaschung und das letzte Abendmahl beginnt und über den heutigen Tag weiter bis in die Feier der Auferstehung führt. Das ist das Ziel.

So dürfen wir mit den Jüngern damals heute unsere Spannung im „Dazwischen“ aushalten. Sie wussten nicht, dass es ein zeitliches Dazwischen war, doch wir dürfen im Glauben an das, was wir an Ostern feiern werden unser „Dazwischen“ und „in Spannung sein“ aushalten, im Vertrauen und der Gewissheit, dass es sich – irgendwann und auch irgendwie – zum Guten und zur Vollendung lösen wird.

 

Katharina Schweizer
Gemeindereferentin in der kath. Kirchengemeinde St. Markus-Liebfrauen Eislingen

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