„Partnerschaft lebt von persönlichen Beziehungen“ – Bilder aus Menchum in Kamerun aus vier Jahrzehnten in der Göppinger Stadtkirche

Vierzig Jahre lang besteht eine Partnerschaft zwischen dem Evangelischen Kirchenbezirk Göppingen und dem Kirchenbezirk Menchum in Kamerun. Eine Ausstellung in der Stadtkirche zeigt noch bis zum 1. November in Form von 28 Bildern und Texten persönliche Eindrücke von dort.

„Die Bilder haben wir nicht zwangsläufig nach Schönheit ausgesucht“, erklärt Nadine Wernsdörfer vom Kamerun-Partnerschaftsausschuss. Ihr und der Ausschussvorsitzenden Annemone Hilsenbeck geht es mehr um das Persönliche: Was haben Menschen in 40 Jahren Zusammenarbeit und Austausch mit Kamerun erlebt? Welche Erinnerungen tauchen auf, welche Gefühle kommen hoch? Da sagen Schnappschüsse mehr als Profi-Porträts: „Jedes Bild ist ein Einzelkunstwerk“, betont Hilsenbeck, die sich selber auf dem einen oder anderen Foto wiedererkennt. Jahrzehnte nachdem Mission in fernen Ländern neues christliches Leben hat aufbrechen lassen, komme es darauf an, bei der Stange zu bleiben, Verbindung zu halten, Menschen und Kirchen treu zu sein.

Auf eine Menge Besuchsreisen können die Göppinger Kamerun-Freunde inzwischen zurückblicken. Da wächst Beziehung. Ein Gegenbesuch ist derzeit jedoch völlig unmöglich. Nicht in erster Linie Corona, sondern der seit Jahren tobende Bürgerkrieg verhindert, dass Gäste aus Kamerun ein deutsches Visum bekommen. Und leider, so Hilsenbeck, sind manche mit Liebe und Einsatz aufgebauten Projekte wie etwa das Health Center im Bürgerkrieg längst zerstört. Statt Gästen gibt es in der Stadtkirche lebendige Bilder, oft aus den Blütezeiten der Projekte.

Bei der Ausstellungseröffnung diskutierte Moderator Thomas Vollmer mit Talkgästen, wie die Kirche mit der gegenwärtigen Situation in Kamerun umgehen soll. So sah Pfarrerin Yasna Crüsemann es als Aufgabe der Kirche, ein Land, das medial kaum auftaucht, präsent zu halten. Wenn Europa nichts wahrnimmt, werde sich auch nichts bewegen – davon ist die Landessynodale aus Geislingen überzeugt: „Das ist die Aufgabe von Partnerschaften, von weltweiten Beziehungen: Konflikte sichtbar machen“. Anstöße dazu will Crüsemann, zugleich Vorsitzende des Synodenausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung, in die Kirchenleitung mitnehmen. Auch Annemone Hilsenbeck wünscht sich zumindest ein klares Wort von Landesbischof Frank-Otfried July, der zu Bischof Samuel Fonki von der Presbyterian Church of Cameroon (PCC) eigentlich gute Kontakte hat.

Das kirchliche Leben in Menchum ist bunt und vielfältig – trotz aller Krisen. „Ich habe Gottesdienste vor Augen – laut und wild. Ich hatte meine Trompete dabei, aber es war lauter als meine Trompete“, erinnerte sich Pfarrer Rolf Bareis, der im Nachbarbezirk Heidenheim Kontakte Richtung Kamerun pflegt. „Diese Verbundenheit mit der Natur ist mir in Erinnerung. Und ich vermisse das kamerunische Essen, das hauptsächlich vegetarisch ist“, schwärmte Annegret Keller, die einen Freiwilligendienst vor Ort in einem Internat der PCC in Wum absolviert hat. „Was mir aufgefallen ist: Du verlernst das eigene Denken aufgrund der hierarchischen Strukturen. Man muss lernen, einen Dialog einzugehen, unterschiedliche Meinungen stehen zu lassen. Bildung ist wichtig.“

Fotos (Wernsdörfer/Kirchenbezirk): Diskutieren mit Thomas Vollmer (links) über Kamerun und Kirche: Rolf Bareis, Yasna Crüsemann und Annegret Keller (v.l.n.r.)

 

PM Evangelischer Kirchenbezirk Göppingen

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