Sonntagsgedanken: Erntedank

Schon im römischen Reich sowie im antiken Griechenland und in Israel gab es ähnliche Feste. In der christlichen Religion soll es die Menschen daran erinnern Gott für seine Gaben zu danken. In diesem Jahr fallen das Erntedankfest und der säkuläre Tag der deutschen Einheit zusammen. Der Dank für die Ernte und der Dank für die gelungene Einheit passen sehr gut zusammen.

Doch Schatten fallen auf diese Anlässe. Die Ernte ist nicht so ertragreich wie gewünscht und die Weiterentwicklung der Lebensverhältnisse in Ostdeutschland ist längst noch nicht abgeschlossen und Corona hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Dankbar müssen wir dafür sein, dass es genügend Impfstoff gibt, während Sorge macht, dass die Menschen in vielen Staaten dieser Erde noch lange auf die Vakzine warten müssen bzw. diese sich nicht leisten können. Gleichzeitig ist Corona aber auch Anlass sich der Verwundbarkeit und Endlichkeit unserer menschlichen Existenz durchaus bewusster zu werden und Solidarität zu üben gegenüber den Schwachen und Ärmsten.

Wie passen Erntedank und Digitalisierung zusammen, die immer mehr in unserem Leben um sich greift. Lassen wir uns in Algorithmen zerlegen? Die Folgen sind nicht absehbar, weil sich mit der Digitalisierung ein weiterer Bereich auftut, der unser Menschsein in einem Ausmaß tangieren wird, das wir noch nicht beantworten können. Wir Menschen brauchen Begegnung, direkt und indirekt. Mensch ist man nur mit Menschen, das kann der Algorithmus nicht ersetzen. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass in der digitalen Moderne die technisch vermittelten Formen der Kommunikation und Beziehung immer wichtiger werden, jedoch reale und personale Kommunikation unverzichtbar sind. Dies wird auch an den christlichen Festen im Jahresverlauf deutlich, denn sie basieren auf der personalen Kommunikation. Auch Erntedank ist ein Fest der Kommunikation, denn mit dem Dank für die guten Gaben verbinden wir unser Gespräch mit Gott. Und wenn wir in die Bibel schauen werden wir feststellen, dass Jesus ein Meister des Gesprächs und der persönlichen Begegnung war. Er selbst hat die Beziehung zu sich selbst mit der Beziehung zu den Menschen verbunden, wenn er bei Matthäus sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40). Also feiern wir Erntedank. Dank für alles, was wir zum Leben haben. Essen, Trinken, Frucht und Obst. Und für all das, was unsere Seele zum Leben nötig hat: Frieden, geliebt werden und lieben, fühlen und mitfühlen.

Diakon Uwe Bähr, Bruder Klaus Jebenhausen

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