Sonntagsgedanken: Was bleibt, wenn nun alles wieder los geht – auf Tiefe hin zu leben?

Für viele unter uns sind die diesjährigen Urlaubstage gelebt, vielleicht schon länger vorbei und spätestens am Montag, dem ersten Schultag, fällt unwiderruflich ins Auge: Der Alltag und die ihn prägenden Zeitfenster nehmen uns – direkt oder indirekt – wieder in Beschlag.

Für mich persönlich fühlt sich das stimmig an, die Rückkehr in die herausfordernde Realität des Alltäglichen und dennoch brauche ich für den Übergang bewusst auch Zeit. Zeit, um Urlaubs-Erlebnisse, Oasen-Momente wie Seelen-Orte aus den „freien Tagen“ nicht abrupt beiseite zu schieben, sondern diese nochmal aufblitzen zu lassen. Aufblitzen zu lassen, um das Wesentliche darin „innerlich zu konservieren“ und somit als stärkendes Moment in die anstehende Alltagsrealität mitzunehmen.

Bei Ihnen blitzen vielleicht nun auch Urlaubsbilder auf – eventuell ein Urlaubsmoment am Wasser, verbunden mit dem Gefühl aufkommender Ruhe beim Betrachten der Seefläche im Sonnenschein. Die spirituelle Tiefendimension, die uns aus derart Erlebten auf unser Lebensgefühl hin zuwachsen kann, bringt Gabriele Lins mit „Am See“ ins Wort:

Als der Herrgott noch Wasser übrig hatte am Schöpfungstag,

da schuf er den See.

Deshalb liegt auch der Abglanz des Himmels auf deinem Wasserspiegel,

du blaues Juwel in grünen Samt gebettet.

Wie schön bist du.

Ein gelbes Blütengespinst, zart wie Filigran,

hat dir der Sommer ins Wiesenhaar gesteckt.

 

Deine sanften Wellen spülen meine Ängste fort,

das Geheimnis des Lebens schaut mir aus deinen Tiefen entgegen.

Blauer See, liebliche Gottesidee,

seh‘ ich das Lächeln des Schöpfers auf deinem Gesicht,

dann tauche ich meine Seele in deine unendliche Weite,

und wir schweigen zusammen in allen Sprachen der Welt.

 

Eine derart spirituelle Tiefendimension zu entdecken, eben das, was mich im Herzen anrührte, bewegte, mich irgendwie nachhaltig verändert(e) lebt somit in mir stärkend weiter und vermag mich anzuregen, den Alltag mit seinen Realitäten auf Tiefe hin zu gestalten.

 

Helmut G. Bertling

Katholischer Schuldekan

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