Sonntagsgedanken: Konflikte mit Blick für das Wesentliche

Die Pandemie fordert von uns allen eine Menge Ausdauer. Sie hält schon so lange an, dass allmählich immer mehr Unmut aufkommt. Es wird diskutiert, gestritten und demonstriert. Diskussionen und auch Konflikte sind im Zusammenleben nötig.

Jesus geriet auch immer wieder in Konflikt. Einmal beäugten ihn die Menschen, ob er es wagen würde am Sabbat zu heilen. Der Sabbat ist ein heiliger Tag, ein Tag, an dem alles ruhen soll. Jesus sieht an diesem Sabbat einen Menschen mit einer verletzten Hand vor einer Synagoge sitzen. Die Meute um ihn herum wartet begierig, was er wohl tun würde. Denn sollte er ausgerechnet am Ruhetag tätig werden, dann könnten sie ihn anklagen. Endlich! Aber Jesus durchschaut die gaffenden Menschen und stellt den Mann mit seiner verletzten Hand ins Zentrum: „Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund.“ (Markus 3,3-5)

Jesus rückt den Mann mit seiner Verletzung in die Mitte. Genau dahin, wo der Fokus auch sein sollte – bei einem Hilfsbedürftigen. Diese Rückbesinnung auf das Wesentliche war damals nötig. Das unterstreicht Jesus auch durch seine Worte. Es geht darum Gutes zu tun, Leben zu retten. Wenn es ihm möglich ist, gesund zu machen, dann tut er das. Auch mal an einem Sabbat. Die Gedanken der Anderen kreisen dagegen um den „lästigen Jesus“. Sie wittern ihre Chance den Konflikt mit ihm anzufachen. Die Gegner Jesu übersehen dabei den Mann mit seiner Verletzung. Sie verlieren vor lauter Streitlust und vermeintlich übergeordnetem Ziel das Wesentliche aus den Augen: die Menschen, denen geholfen werden kann. Menschen, die Gesundung erfahren können und auf Heilung dringend hoffen.

Diesen Blick für die Menschen wünsche ich uns allen. Bei allen nötigen Diskussionen, die wir führen, sollten wir nicht in Streitlust verfallen. Vielmehr gilt es den Blick auf unsere Mitmenschen zu richten und sie nicht zwischen Fronten geraten zu lassen. So wie ich es uns selbst auch wünsche, dass wir nicht übergangen werden, sondern gesehen werden: mit dem was wir brauchen und was wir uns erhoffen. Ich wünsche uns, dass in Situationen, in denen wir uns nach Hilfe sehen, sich jemand liebevoll uns zuwendet.

 

Pfarrerin Meike Zyball

Pfarramt Johanneskirche

Evangelische Kirchengemeinde Manzen-Ursenwang- Schlat

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