Sonntagsgedanken zum Dreifaltigkeitssonntag

Dieser Sonntag ist der Dreifaltigkeitssonntag oder „Trinitatis“. Zugegeben, Dogmen und theologische Diskussionen, die schließlich mit „das ist halt so“ enden, und nicht klar wird, worin die Verbindung mit dem Leben besteht, lassen mich stets unbefriedigt zurück. Ein Beispiel dafür ist die kirchliche Lehre der Dreifaltigkeit – dem Glauben an „einen Gott in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist“.

Das Wesentliche im Umgang mit der Dreifaltigkeit scheint mir nicht im Erklären und Verstehen zu liegen, wie Drei Eins sein kann, sondern darin, dieses so sperrige Glaubensdogma mit dem Leben zu verbinden. Besser als zu versuchen, das Geheimnis Gottes aufzudecken, ist, mit Hilfe des Glaubens das Geheimnis meines eigenen Lebens besser zu verstehen. Denn: Wenn der Mensch Ebenbild Gottes ist (Gen 1,27) und Gott „alles in allem ist“ (1 Kor 15,28), er also die ganze Wirklichkeit durchdringt uns eingeschlossen, dann können wir Züge der Dreifaltigkeit auch in unserem Leben entdecken.

Gott Vater ist der alles Umgreifende, erster Ursprung und letztes Ziel. Machen Sie jetzt im Frühsommer eine Wanderung auf einen Berg mit einer schönen Aussicht! Oben angekommen, verweilen Sie, schauen Sie hinunter auf Welt, die sich Ihnen eröffnet und gehen Sie den Fragen nach: Wo ist mein Platz in dieser Welt, worin sehe ich meine Lebensaufgabe und den Sinn im Leben?

Gott Sohn ist Gottes Wort für die Welt, weil er Gemeinschaft sucht. Erinnern Sie sich, welche Menschen in Ihrem Leben eine wichtige Rolle spielten. Widmen sich den Fragen: Was bedeute ich meinen Mitmenschen und welchen Platz in meinem Leben nehmen sie ein? Sind meine Beziehungen ehrlich und lebensfördernd?

Gott Heiliger Geist ist die Innerlichkeit, Seele, Herz und Weisheit der Welt. Nehmen Sie sich in der abendlichen Stille eine Viertelstunde Zeit und zünden Sie eine Kerze an. Lassen Sie die Eindrücke des Tages vorüberziehen und horchen Sie in sich hinein: Welche Eindrücke, Sorgen, welche Lebenswünsche trage ich in mir? Vom vergangenen Tag, im Laufe meines Lebens? Wo war ich ganz bei mir?

Ein solcher Umgang mit der Dreifaltigkeit ist sicher mehr als Grübeleien und Gedankenspiele im Sinne Jesu: Er dient uns dazu, dass wir das Leben haben (Joh 10,10).

 

Vikar Alexander Haas, kath. Kirchengemeinde Geislingen an der Steige

 

 

 

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