Sonntagsgedanken: Wieviel doch geht

Der Mensch hat einige wunderbare Begabungen in seine Natur gelegt bekommen: Er kann aus Erfahrungen lernen. Er kann in Krisenzeiten sein Verhalten ändern und sich an neue Situationen anpassen. Er kann über Sprache und Schrift mit sehr vielen anderen Menschen zusammenarbeiten und -wirken. – Lernfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit haben uns Menschen auf der Erde stark und zahlreich werden lassen. Wir sind so stark, dass wir inzwischen selbst zu einer Belastung für die Schöpfung geworden sind und tatsächlich das langsam schwingende Gleichgewicht der Natur massiv irritieren.

Darum braucht die Welt grundlegend auch die andere menschliche Größe, die die Bibel dem Menschen zuspricht: dass wir uns als Geschöpf Gottes erkennen. Wir Menschen sind erwachsene Kinder eines Gottes, der seine Schöpfung weise und schön geschaffen hat. Wir sind Töchter und Söhne eines Ewigen, der seine Geschöpfe liebt.

Damit ist zweierlei gesagt: das eine: wir sind der Natur mit ihren unerbittlichen Gesetzen nicht ausgeliefert. Denn vor und in allem Naturgesetz wirkt ein gütiger Gott, der das Leben liebt und erhält. Dazu braucht und will er, dass wir uns alle Dinge zum besten dienen lassen (Römer 8,28). Gott braucht und beauftragt uns, dass wir in die Kreisläufe und Gesetze der Natur seinen Geist hineintragen: den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit (2. Timotheus 1,17) bzw. die ewigen Kräfte Gottes und geistigen Grundelemente der Schöpfung: Glaube, Hoffnung, Liebe (1. Korinther 13,13).

Wir sind Töchter und Söhne des Ewigen, der seine Geschöpfe liebt. – Das zweite, was damit gesagt ist, ist, dass wir Menschen nicht Herren der Schöpfung sind. Wir sind Geschöpf. Durch die technische und medizinische Entwicklung und durch unglaublich viel Wissen, was wir Menschen gesammelt und gespeichert haben, scheint es fast, als ob wir selbst die Chefs im Universum wären. Das trügerische Versprechen der Technik: alles sei machbar, alles beherrschbar. – Dass gerade ein bislang unbekanntes, mikroskopisch kleines Virus unser Leben, wie es bisher war, komplett ausknockt, ich hätte mir das nicht vorstellen können. Nun sind riesige Einschränkungen nötig, damit wir Menschen nicht gänzlich die Kontrolle über unser Zusammenleben verlieren. Unsere besten Gaben strengen wir an: Lernfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, um dieses Virus in Schach zu halten – und in hoffentlich nicht zu ferner Zukunft mittels eines Impfstoffs zu besiegen.

Wir sind nicht die Herren der Natur. Wir sind ihr Teil. Aber wir sind ihr nicht ausgeliefert, weil wir glauben, lieben und hoffen können – und beten können zu einem Gott, der die Schöpfung und seine Geschöpfe liebt.

Corona finde ich schlimm. Klima aber ist schrecklich. In der Coronazeit dürfen die Kinder nicht in die Kita und die Schule, damit wir Älteren nicht durch den Virus sterben. In der Klimazeit müssen wir Älteren jetzt endlich unseren Fußabdruck schlank machen, damit die Kinder nicht in Dauerkrise leben. Gegen Dürre gibt es keine Impfung. Da hilft nur CO2 reduzieren. Jetzt und auf Dauer. – Unsere besten Gaben sollten wir anstrengen: Lernfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, dazu alles, was wir an Kraft und Besonnenheit, an Glauben und Liebe schöpfen können. – Corona zeigt: es geht viel, wenn wir einmal die Zone unserer Bequemlichkeit verlassen haben.

Möge Gott Sie und uns alle stärken und segnen, und Ihr Denken und Handeln österlich mutig und lebendig machen!

Ihr

Pfr. Frieder Dehlinger
Evang. Christuskirchengemeinde Eislingen-Ottenbach

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