Sonntagsgedanken: Gemeinschaft in der Ohnmacht

Liebe Leserinnen und Leser! Nächste Woche ist die Karwoche. Da erinnern wir uns an den Weg Jesu durch das Leiden zum Kreuz. Der Höhepunkt ist die Kreuzigung Jesu auf Golgatha. Der Ort seiner Hinrichtung befand sich außerhalb der Stadtmauern Jerusalems. So war das damals üblich. Auf dem schweren Weg des Leidens haben nur wenige seiner Anhängerinnen und Anhänger Jesus begleitet. Viele haben sich nicht aus der Stadt getraut. Die meisten sind auf Abstand geblieben. Von ferne sahen sie zu. Sie haben also mehr als den in diesen Tagen empfohlenen Sicherheitsabstand von zwei Metern eingehalten.

Kann aus einem solch einsamen Tod Trost kommen? Der eine oder die andere sagen ja immer wieder, dass man diese Geschichte des Todes Jesu nicht so sehr in den Mittelpunkt des Glaubens stellen soll. Das sei keine Einladung zum Glauben.

Und doch denke ich, dass gerade im Bild des Gekreuzigten, das wir in den meisten unserer Kirchen finden, eine große Kraft steckt. Jesus kennt das, was uns alle in diesen Tagen umtreibt. Er hält die Angst und die Verlassenheit aus. Er stirbt einsam draußen vor der Stadt, einsam wie mancher in diesen Tagen in einem Krankenhaus irgendwo auf der Welt stirbt, weil kein Angehöriger ihn begleiten darf.

Alles, was wir in diesen Tagen an Verlassenheit erleben, kennt Jesus. Er hat die Angst und die Verlassenheit ausgehalten. Er stirbt verlassen und einsam.

Und gerade das kann uns in diesen Tagen eine Hilfe sein: Denn das Gefühl der Ohnmacht verbindet uns letztlich alle. Das kann uns als Gemeinschaft stark machen. Freilich ist diese Gemeinschaft momentan nur in der Distanz möglich. Distanz ist derzeit das größte Zeichen der Fürsorge. Aber da gibt es viele Möglichkeiten: Einen Anruf, einen Brief, eine Mail an die, die alleine zu Hause sitzen. Das mag wenig sein, ist aber letztlich sehr viel.

Und am Schluss habe ich noch eine Bitte an die Älteren: Bleiben Sie zu Hause. Nehmen Sie die Nachbarschaftshilfe, die überall angeboten wird, in Anspruch. Das ist kein Zeichen der Schwäche, sondern vielmehr der Stärke und Verantwortung. Denn wenn Sie sich schützen, schützen Sie letztlich unser Gesundheitssystem vor Überlastung. Und das ist ein wertvoller Beitrag für unser aller Wohl!

 

Bleiben Sie behütet und gesund!

Pfarrer Bernd Mayer, Evangelische Kirchengemeinde Manzen-Ursenwang-Schlat

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