Sonntagsgedanken: „Ich bin das Licht der Welt“

Jesus spricht diese berühmten Ich-Bin-Worte in mehreren Varianten. Er nennt sich selbst „Licht der Welt“ (Joh. 8), „Brot des Lebens“ (Joh. 6), „Der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14), oder auch „die Tür“ (Joh. 10). Wieso nennt er sich so? Wer von uns ist gleichzeitig Licht, Brot, ein Weg und eine Tür? Sah Jesus aus wie eine moderne Skulptur?

Ich möchte heute auf das Ich-Bin-Wort aus Joh. 8 blicken: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Und ich möchte überlegen, wer genau hier spricht. Vermutlich hat Jesus von Nazareth damals seine Mitmenschen auch mit diesen Worten kräftig verwirrt. Denn wer konnte damals ahnen, dass er hier als Christus spricht, als wahrer Gott? Deshalb gehen diese Beschreibungen für Christus – Licht, Brot, Weg, Tür – weit über Beschreibungen eines Menschen hinaus, denn Christus ist weit mehr als der Mensch Jesus. Christus ist Gott, unbegrenzt von Raum und Zeit, aber innerhalb von Raum und Zeit. Gott existiert nicht nur im Himmel, sondern genauso ist Gott vorhanden in allem, was ist, wenn wir der Schöpfungserzählung in Joh. 1 folgen. Christus ist hier. Er ist für alle Zeiten überall in Allem. Wie alle menschlichen Worte für etwas Göttliches haben auch diese ihre Grenzen. Christus in jedem kleinsten Partikel? Mir gefällt diese Vorstellung. Denn sie lässt uns eine Verbundenheit alles Geschaffenen wahrnehmen. Grenzen zwischen scheinbar getrennten Dingen werden weicher. Auch der Hutfahrer, der mir gerade den letzten Parkplatz weggeschnappt hat, ist in Christus mit mir verbunden.

Wenn Menschen diese Verbundenheit in Christus wahrnehmen, sehen sie ihr Leben neu in Christus, dem „Licht der Welt“ ausgeleuchtet. Für Christen ist die Welt heller, klarer zu erkennen, wärmer und farbenfroher, weil alles, was sie sehen, vom Christus-Licht beschienen wird. Gerade für die Selbstwahrnehmung ist das ein Segen: Das Christus-Licht strahlt in mich hinein und aus mir heraus. Jede innere Finsternis weicht, ich sehe mich als leuchtendes geliebtes Wesen, in Christus verbunden mit allen anderen leuchtenden, liebenswerten Wesen. Mit Hut oder ohne.

Jens-Christian Rembold, Hohenstaufen

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