Sonntagsgedanken: Verschlafen(d)e Kirche?

Ach Mist! Schon wieder verschlafen. Da klingelt der Wecker unbarmherzig früh. Noch ein Viertelstündchen rumdrehen gönne ich mir, heute morgen steht eh nichts Wichtiges an. Und dann wache ich erst zwei Stunden später auf. Passiert mir vor allem, wenn ich zuvor tagelang extraspät ins Bett gekommen bin. Und ist auch gut so. Bei allen guten Vorsätzen, doch noch schwäbischer Frühaufsteher zu werden. Denn wer immer zu wenig schläft, ist müde, unleidlich und von der Gesundheit her anfällig. Und beruflich bin ich nun mal Dauerspätschichtler, auch wegen Terminen, Feierabend selten abends vor zehn oder elf.

Eigentlich ist es eine geniale Erfindung: Ich lege mich ins Bett, decke mich zu, mache die Augen zu und wache sieben Stunden später wieder regeneriert auf. Und mein Körper holt sich seinen Schlaf, wenn er ihn braucht. Das ist sehr gesund.

„Den Seinen gibt’s der HERR im Schlaf“, zitiert man gern mal ein bisschen verkürzt Psalm 127. Etwa, wenn jemand doch mal in der Kirche einschläft. Was früher, wo man sehr viel körperlich gearbeitet hat, öfter vorgekommen ist. Und die Predigt war für manch einen auch willkommener Anlass für ein Nickerchen. Vielleicht, weil sie salbungsvoll-nichtssagend dann doch auch zum Einschlafen war. Gern auch genutzt als Rechtfertigung für eine verschlafene, nichtssagende Kirche.

Ich will Gott unterstellen, dass er auch im Schlaf wirken kann. Eine verschlafene Kirche mag ich trotzdem nicht. Und lese im Neuen Testament immer wieder: Seid wach! Wach auf, der Du schläfst! Vielleicht auch geistlich vor Dich hin schnarchst und pennst. Epheser 5,14 wird da ganz krass: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus beleuchten.“

Mit wachen Augen wachem Herzen und wachem Verstand nach Jesus Ausschau zu halten – nach Jesus, dem schon wieder der Krippe entwachsenen jungen Mann, der selber vom Tod auferstanden ist und tatsächlich auf Dauer gesehen sogar Tote aufstehen lassen wird: Das wäre für mich ein wirklich guter Vorsatz für 2020.

 

Pressepfarrer Georg Steffens

Evangelischer Kirchenbezirk Göppingen

 

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