Auch gegen Ärzte, die helfen wollen, richten sich die unterschiedlichsten Formen der Gewalt

Arbeitgeber, und spezielle Dienstleister bieten für Ärztinnen und Ärzte Deeskalationsseminare und Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Gewalt an. Auch Alfred Brandner ist Dozent in der Gewaltprävention / Rettungswesen, und leitet seit 2006 Seminare zum Thema Selbstschutz. Auch gegen Ärzte, die helfen wollen, richten sich die unterschiedlichsten Formen der Gewalt , sagt er.

Relativ häufig zu verzeichnen seien verbale Übergriffe, doch die Übergänge in die nächste Gewaltstufe sind fließend. Zudem gebe es die nicht vorhersehbare Gewalt, zum Beispiel in Form eines plötzlichen „Ausflippsyndroms“ während einer eher unauffälligen Arbeitsroutine. Betroffen sind Mediziner gleichermaßen wie Pflegekräfte oder Rettungsfachpersonal. Die Übergriffe richten sich dabei meistens nicht gezielt gegen die Mediziner in ihrer Eigenschaft als behandelnde Ärzte, und sind oftmals die bitteren Folgen einer Ausnahmelage. Alkohol, Drogen, aber auch psychosoziale Überlastung sind die maßgeblichen Auslöser von Übergriffen. Doch oftmals liegen die Wurzeln der Gewalt ausschließlich in der Persönlichkeit der Täter.

Ein gesteigertes Risiko bestehe bei der Ausübung des ärztlichen Notdienstes. „Oftmals fahren Mediziner alleine in Wohngegenden, die als soziale Brennpunkte bekannt sind und in denen sie die Patienten und ihr Umfeld nicht wirklich kennen“.

Auch zentrale Notaufnahmen könne man zunehmend als „Hochrisikobereiche“ einstufen. Schwierig sind Einsatzlagen, in denen bei normaler Routinetätigkeit ein plötzlicher und nicht vorhersehbarer Angriff gegen den Arzt erfolgt, Bei fehlenden Fluchtmöglichkeiten könne das durchaus dramatisch werden. „Offensichtliche Bedrohungslagen sollten für Ärzte schon im Vorfeld das Signal für einen geordneten Rückzug nebst Polizeinotruf sein“. „Für Gewalttäter ist die Polizei zuständig. Diese verfügt über entsprechende Rechte, die richtige Ausbildung und Ausstattung.“

Doch wenn Sie als Betroffener in einer bedrohlichen Situation einen Polizei – Notruf abgesetzt haben, müssen Sie warten, bis die Verstärkung eintrifft. Da die Polizei natürlich begrenzte Personalkapazitäten, und vor allem in großen Städten zu vielen Einsätzen gerufen wird, kann es manchmal eine Weile dauern, bis die Ordnungshüter bei Ihnen eintreffen.Sie in einer Bedrohungslage, müssen also den Zeitraum bis zum Eintreffen der Polizei überbrücken und gegebenenfalls handeln, ohne sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen.

Es könnte daher durchaus Sinn machen, zielführenden Schulungsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Um die anspruchsvollen Themen, aus den Fachbereichen der nicht polizeilichen Gefahrenabwehr sicher kommunizieren zu können, bedarf es grundlegender, als auch weiterführende Qualifikationen, nebst umfangreicher und eigenverantwortlicher Einsatzerfahrungen in Ausnahmelagen. Wesentlich sei es, dass der Lehrer kein angelesenes Wissen vermittelt, sondern aus einem persönlichen Erfahrungsschatz schöpfen kann.

Alfred Brandner

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