„Grüne Berufe“ voll im Trend – Bildungswege in der Agrarwirtschaft

Was sind eigentlich „Grüne Berufe“ und was hat das Regierungspräsidium damit zu tun?  Immerhin 1300 der insgesamt 4000 Menschen in Baden Württemberg, die derzeit einen dieser Berufe erlernen, werden vom Regierungspräsidium Stuttgart als zuständige Stelle betreut.

„Wir sind stolz darauf, dass wir hier in insgesamt 14 Berufen junge Menschen auf ihrem Weg in einen interessanten, aber auch anspruchsvollen Beruf  begleiten dürfen“, freut sich Regierungspräsident Wolfgang Reimer.

Zu den 14 „Grünen Berufen“ zählen: Brenner/in, Fachkraft Agrarservice, Fischwirt/in, Forstwirt/in, Gärtner/in, Hauswirtschafter/in, Landwirt/in, Milchtechnologe/-technologin, Milchwirtschaftliche/r Laborant/in, Pferdewirt/in, Pflanzentechnologe/ -technologin, Revierjäger/in, Tierwirt/in, Winzer/in. „Allein diese Aufzählung zeigt schon, dass die Vielfalt bei den Grünen Berufen sehr groß ist und dass interessierte Jugendliche hier den für sie passenden Ausbildungsberuf finden können“, ist sich Reimer sicher.

Was macht diese Berufe so interessant? Es ist eine Mischung aus Wissen über Pflanzen, Tieren und Technik, Naturverbundenheit sowie praktischer Tätigkeit. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass diese Berufe verantwortungsvolle und zuverlässige Menschen brauchen, um die Herausforderungen zu meistern“, betont der Regierungspräsident. „Das durchgängige Bildungssystem der „Grünen Berufe“ – von der Basisausbildung bis zum Studium an der Hochschule oder Universität – bieten eine vielseitige berufliche Perspektive “ so Regierungspräsident Reimer abschließend.

Die Ausbildung in den „Grünen Berufen“ beträgt in der Regel drei Jahre und erfolgt im dualen System, das heißt, im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Praktische Inhalte, die nicht durch den Ausbildungsbetrieb vermittelt werden können, werden in überbetrieblichen Ausbildungsstätten ergänzt.

Zahlenmäßige Schwerpunkte in der beruflichen Bildung, für welche das Regierungspräsidium Stuttgart verantwortlich ist, sind die Ausbildungsberufe „Gärtner/in und „Landwirt/in“. Nahezu 2000 junge Menschen werden momentan in den baden-württembergischen Gartenbaubetrieben und rund 900 in landwirtschaftlichen Betrieben ausgebildet. Erfreulicherweise entscheiden sich immer mehr junge Menschen aus Familien ohne einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb für eine Ausbildung zum Landwirt. Spätere Tätigkeitsfelder für die jungen Menschen sind z.B. landtechnische Unternehmen, Betriebshelfer, Betriebe der Pflanzen- oder Tierzucht.

Der Weg über eine duale Ausbildung in den Agrarbereich ist gerade auch bei ausländischen Auszubildenden beliebt – vor allem beim Ausbildungsberuf Gärtner/in. Laut einer Mitteilung des statistischen Landesamts Baden-Württemberg vom 21. August 2017 hat sich die Zahl der ausländischen Auszubildenden an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Jahr 2016 insgesamt in allen Ausbildungsberufen um 8,8 % erhöht.

Neu in der Reihe der „Grünen Berufe“ ist die Ausbildung zum Pflanzentechnologen – ein attraktiver Ausbildungsberuf, den es erst seit August 2013 gibt. In diesem Beruf arbeiten die Menschen zielgerichtet auf Versuchsfeldern und im Gewächshaus. Im Labor werden Pflanzen auf chemische Inhaltsstoffe oder bestimmte Erbanlagen untersucht. Die Ausbildung erfolgt in staatlich anerkannten Ausbildungsstätten, wie z.B. staatliche Institute und Ämter, aber auch in privaten Firmen. Neben der Ausbildung im Betrieb besuchen die Auszubildenden den Blockunterricht in der Berufsfachklasse für Pflanzentechnologen in Einbeck, Niedersachsen. Tätigkeitsfelder nach der Ausbildung können Pflanzenzuchtunternehmen, Labore oder Versuchs- und Forschungsanstalten sein. Bei entsprechenden Voraussetzungen kann ab 2018 eine Fort- und Weiterbildung zum Pflanzentechnologiemeister/in, Labormeister/in oder zum Studium an einer Fachhochschule oder Universität erfolgen.

Der Agrarbereich bietet auch für Menschen mit Handicap eine gute Chance, Fuß im Arbeitsleben zu fassen und ermöglicht dazu berufliche Perspektiven durch die Ausbildung zum/zur Fachwerker/innen im Gartenbau und in der Landwirtschaft. Im Regierungsbezirk Stuttgart werden derzeit über 125 Fachwerker im Gartenbau und in der Landwirtschaft ausgebildet. Junge Schulabgänger/innen aus Förderschulen können entsprechend ihrer Fähigkeiten eine stark praktisch geprägte Berufsausbildung in besonders geeigneten Bildungseinrichtungen durchlaufen. Ausbildung und Beschäftigung dieser Menschen ist für beide Seiten – Unternehmen und Auszubildenden – eine „win-win“-Situation. Einerseits verfügen Menschen mit Handicap über spezielle Fähigkeiten, welche für das Unternehmen einen Mehrwert darstellen können. Andererseits ist für diese Menschen die Teilhabe am Arbeitsleben sowohl eine wichtige Voraussetzung für ein gleichberechtigtes Leben in der Gesellschaft als auch ein Beleg für Vollwertigkeit und Leistungsfähigkeit.

Nach einer qualifizierten Berufsausbildung in einem Agrarberuf bieten sich vielfältige Fortbildungsmöglichkeiten durch Fachschulen, Meisterfortbildung oder ein Studium. Rund ein Drittel der Auszubildenden nimmt nach der Abschlussprüfung diese Gelegenheit wahr. Wie die Berufsausbildung liegt auch die Fort- und Weiterbildung der „Grünen Berufe“ im Zuständigkeitsbereich der Regierungspräsidien.

Die Fachschule ist eine wesentliche Säule der beruflichen Fortbildung. Die 1-jährigen Fachschulen in den Fachrichtungen Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Obstbau und Obstveredlung, Weinbau und Oenologie, Garten- und Landschaftsbau bilden die künftigen Unternehmerinnen und Unternehmer entsprechend neuester Erkenntnisse  aus. Sie vermitteln vertiefte berufliche Fachqualifikationen, fördern auch die persönliche Entwicklung der Studierenden und bereiten auf eine verantwortliche Berufstätigkeit und die Meisterprüfung vor.

2018 haben im Regierungsbezirk Stuttgart 19 Landwirtschaftsmeister/innen, 27 Obstbaumeister/innen und 66 Gärtnermeister/innen ihre Meisterbriefe in Empfang nehmen können.

Die 2-jährigen Fachschulen in den Fachrichtungen Gartenbau, Weinbau und Oenologie, auch Technikerschule genannt, führen zum Abschluss „Staatlich geprüfter Techniker/in in der entsprechenden Fachrichtung. Die 2-jährige Fachschule im Fachbereich Hauswirtschaft führt zum Abschluss „Staatlich geprüfte/r hauswirtschaftliche/r Betriebsleiter/in“. Mit dem erfolgreichen Abschluss der 2-jährigen Fachschulen werden zugleich die Fachhochschulreife und die Ausbildereignung erlangt.

 

PM Regierungspräsidium Stuttgart

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/arbeitsmarkt/83858/

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.