BWIHK: Fachkräftemangel bedroht Wirtschaftswachstum – 2030 fehlen im Südwesten fast doppelt so viele Fachkräfte wie heute

Der in den nächsten Jahren weiter zunehmende Fachkräftemangel bedroht das Wirtschaftswachstum im Südwesten. Laut den aktuellen Daten aus dem Fachkräftemonitor des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) werden im Jahr 2030 in Baden-Württemberg über alle Branchen hinweg fast doppelt so viele Fachkräfte fehlen wie heute. Beträgt der Fachkräftemangel in diesem Jahr bereits rund 308.000 Personen, so wird er sich in den nächsten 12 Jahren auf 527.000 Personen vergrößern. „Die anhaltend gute Konjunktur, über die wir uns alle freuen, bringt mit sich, dass immer mehr Betriebe unter dem Mangel an Fachkräften leiden“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der beim BWIHK für Fragen der Konjunktur und Beschäftigung zuständigen IHK Region Stuttgart. So nennen in der jüngsten BWIHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn über zwei Drittel der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko Nummer Eins. „In der Zukunft schlägt sich aber auch der demografische Wandel immer mehr auf dem Arbeitsmarkt nieder. Wir müssen alle Potenziale heben, die der Fachkräftesicherung dienen“, so die IHK-Präsidentin.
Langfristig kommt laut BWIHK-Fachkräftemonitor dem demografischen Wandel sogar die größere Bedeutung zu: Liegt das Angebotspotenzial in Baden-Württemberg 2018 bei 4.027.000 Fachkräften, so fällt es unter anderem demografisch bedingt bis zum Jahr 2030 um mehr als 18 Prozent auf 3.288.000. Da die Nachfrage konstant über dem Angebot verläuft, ist über den gesamten Zeitverlauf mit Engpässen zu rechnen.

Die größten Engpässe bestehen in Baden-Württemberg in diesem Jahr mit 39.000 fehlenden Fachkräften bei ausgebildeten Büro- und Sekretariatsfachkräften, mit 27.800 fehlenden Fachkräften bei Meistern und Technikern aus der Forschung und Entwicklung sowie aus der Produktionssteuerung und bei Mechanikern der Maschinenbau- und Betriebstechnik, bei denen 25.000 fehlen. Diese Engpässe werden bis 2030 weiter zunehmen – auf 54.000, 50.000 beziehungsweise 36.000 Fachkräfte.

Weitaus stärker wird sich die Mangelsituation bei den Erziehern, Sozialassistenten und anderen Berufen aus dem Bereich Erziehung, Soziales  und Hauswirtschaft zuspitzen. Hier steigt der Personalmangel von 9.000 in diesem Jahr auf 47.000 im Jahr 2030 an. Zwar steigt der Mangel bei Meistern und Technikern aus Forschung und Entwicklung sowie aus der Produktionssteuerung nicht so rasant an wie im Bereich Erziehung und Soziales, jedoch drückt hier der Schuh trotzdem überdurchschnittlich heftig: 2018 bleibt hier jede vierte Stelle unbesetzt, 2030 bleiben bereits 43 von 100 Stellen offen. Auch ganz einfache Berufe wie Helfer in der Reinigungsbranche werden durch den demografischen Wandel künftig rar. Während es heute rund 33.000 Reinigungshilfskräfte zu viel gibt, werden 2030 rund 5.000 fehlen.

Aktuell ist der Bedarf nach technisch qualifizierten Fachkräften wie in den vorigen Jahren ungebrochen hoch. Dies schlägt sich in einem prognostizierten Engpass in Höhe von 153.000 Fachkräften nieder. Mittelfristig wird sich diese Engpasssituation etwas entschärfen. Allerdings ist längerfristig eine Rückkehr zur derzeit vorherrschenden Engpasssituation zu erwarten, sodass auch 2030 rund 138.000 fehlen werden. Im Gegensatz zu den technisch orientierten Fachkräften ist die Lage für die kaufmännischen Fachkräfte durch eine etwas andere Entwicklung gekennzeichnet. Im Jahr 2018 liegt der Engpass mit ca. 116.000 noch etwas unter dem für technisch orientierte Fachkräfte. Kleinen mittelfristigen Fluktuationen zum Trotz, werden 2030 rund 346.000 Fachkräfte im Südwesten fehlen. Bei den Akademikern fehlen zurzeit etwa 40.000 Fachkräfte, fast die Hälfte davon  Ingenieure. Bis zum Jahr 2030 könnte dieser Bedarf auf circa 42.000 Personen ansteigen.

„Die Daten aus unserem Fachkräftemonitor zeigen, dass wir vor allem bei den betrieblich ausgebildeten und fortgebildeten Fachkräften für ausreichend Nachwuchs sorgen müssen“, sagt Breuning. Zwar würden künftig auch Fachkräfte mit Hochschulabschluss gebraucht, aber längst nicht so viele wie beruflich ausgebildete. Die IHKs setzen sich daher weiter für die Stärkung der Aus- und Weiterbildung, die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie ausreichend Betreuungsangebote ein, damit mehr junge Eltern, vor allem die gut qualifizierten jungen Frauen, berufstätig sein können. Auch werben die IHKs bei den Unternehmen für ein gutes Gesundheitsmanagement in den Betrieben, um ältere Arbeitnehmer länger beschäftigen zu können. Von Seiten der Politik erwarte die Wirtschaft überdies ein modernes Zuwanderungsgesetz, damit qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland in Deutschland langfristige Perspektiven bekommen, sowie die Vermeidung von Anreizen zur Frühverrentung.

PM

 

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