BWIHK: 40.600 Azubis in Baden-Württemberg starten heute ins Berufsleben – Besetzung der Ausbildungsstellen bleibt große Herausforderung für Betriebe

Fast 40.600 junge Menschen beginnen heute bei einem baden-württembergischen Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsbetrieb ihre Berufsausbildung. Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) im Land haben damit zum 31. August rund 400 Lehrverträge mehr eingetragen als zum selben Stichtag des Jahres zuvor – ein Plus von einem Prozent. Die Kammern registrieren damit zum zweiten Jahr in Folge eine Zunahme bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Auch in der Region Stuttgart ist die Entwicklung mit rund 9.550 neuen Azubis und einer Steigerung von ca. 150 Verträgen im Vergleich zu 2015 positiv.

Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart und Federführer Ausbildung im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK), sieht darin vor allem einen Erfolg der Ausbildungsbetriebe: „Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich weiterhin leicht entspannt.“ Er stellt jedoch klar: „Vor allem kleine Betriebe haben nach wie vor große Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.“

Wegen stagnierender und mittelfristig weiter sinkender Schulabgängerzahlen müssten die Unternehmen sehr viel Engagement aufbringen, um überhaupt Schülerinnen und Schüler für die Ausbildung gewinnen zu können. Immer mehr Unternehmen verstärken daher ihr Ausbildungsmarketing, geben Nachhilfe für Azubis und sprechen neue Zielgruppen wie zum Beispiel Studienabbrecher an. Auch die mangelhafte Ausbildungsreife vieler Bewerber mache insbesondere kleineren Firmen zu schaffen. Richter weiter: „Weil kleine Betriebe weniger bekannt sind, müssen sie oft noch mehr Abstriche bei der Qualifikation ihrer künftigen Azubis machen.“ Im Umkehrschluss haben schwächere Bewerber bessere Chancen denn je, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Es gab noch nie so gute Chancen für Bewerber wie heute.

Jeder Bewerber, der sich ernsthaft für eine Stelle interessiert, kann auch eine finden“, sagt Richter. Laut Arbeitsagentur werden auch in diesem Jahr mehrere tausend Lehrstellen in Baden-Württemberg unbesetzt bleiben. Wer sich noch kurzfristig auf einen Ausbildungsplatz bewerben möchte, findet die freien Stellen in der bundesweiten IHK-Lehrstellenbörse im Internet oder kann sich an seine IHK oder Arbeitsagentur vor Ort wenden. Die duale Ausbildung ist eine der wirksamsten Maßnahmen für Unternehmen, um sich den nötigen Fachkräftenachwuchs zu sichern. Eine bessere Unterstützung bei der beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schüler – insbesondere für Gymnasiasten – ist dabei laut Richter ein grundlegender Baustein: „Je klarer die Kenntnisse der Inhalte eines Berufes und einer Ausbildung sind, desto besser gelingt es, die richtige Wahl zu treffen.“

Die flächendeckende Einführung des Unterrichtsfachs „Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung“ ab dem Schuljahr 2016/2017 wird daher von den IHKs begrüßt. „Wir hoffen, dass es mit der Zeit Wirkung zeigt und sich die Berufsorientierung der Schüler verbessert“, so Richter. Gleichzeitig fordern die Kammern auch die Einführung eines „Tags der Berufsbildung“ an allgemeinbildenden Schulen, um den Wert der beruflichen Bildung weiter zu steigern und als echte Alternative zu Abitur und Studium in der Gesellschaft zu verankern. Die IHKs unterstützen ihre Ausbildungsbetriebe mit unterschiedlichsten Angeboten bei der Suche und Vermittlung von Auszubildenden, wie zum Beispiel in dem Stuttgarter IHK-Projekt „Azubi gesucht?“. Viele Unternehmen haben diese Unterstützung bereits erfolgreich in Anspruch genommen und ihre Ausbildungsplätze besetzt.

Gerade auch für kurzfristig freigewordene Stellen bietet der IHK-Service beste Chancen für eine schnelle Neubesetzung. Für Jugendliche, die noch keine ausreichende Ausbildungsreife besitzen, besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, über ein Praktikum zur Einstiegsqualifizierung (EQ) an einen Ausbildungsplatz zu gelangen. Die Jugendlichen absolvieren dabei ein sechs- bis zwölfmonatiges Praktikum in einem Unternehmen und damit Teile eines anerkannten Ausbildungsberufs, wofür die IHK ein Zertifikat ausstellt. Das Modell ist auch eine Chance für Flüchtlinge, sich in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren.

PM

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