Meinung: SWEG – warum bekommen Leihlokführer, bzw. deren Firmen, das Geld, dass man uns verweigert?

Auch Spartengewerkschaften haben das Recht vom Arbeitgeber ernst genommen zu werden. Als Mitglied der Spartengewerkschaft „Deutscher Journalisten-Verband“ bin ich selbst hier involviert. Spartengewerkschaften gibt es in vielen Berufen, ob bei den Ärzten, den Piloten, oder auch den Eisenbahnern. Diesen Spartengewerkschaften hat jetzt die Landesregierung den Kampf angesagt.

Bei dem landeseigenen Verkehrsunternehmen SWEG (Südwestdeutsche Verkehrs-GmbH) sind viele Triebfahrzeugführer*Innen, Zugbegleiter*Innen aber auch Werkstattmitarbeiter*Innen Mitglieder in der GDL, der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, organisiert. Da die SWEG aber auch mehrere Busverkehre im Land betreibt, ist die Mehrheit der Mitarbeiter*Innen Mitglied in der Gewerkschaft Verdi.

Für die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ist der Verkehrsbereich, auch im Vergleich zur Gesamtzahl der organisierten Mitglieder eher ein Randbereich, entsprechend wenig liegt Verdi daran, sich in diesem Bereich für die Mitglieder einzusetzen. Keine Gegenwehr gibt es z. B. , wenn jetzt die SWEG Busfahrer über Änderungskündigungen in günstigere Tarifbeträge überführen will. Statt in allen Verkehrsbetrieben gleichlautende oder zumindest ähnliche  höhere Tarife durchzusetzen, gestattet man Firmen, über Dumpingangebote auf Kosten der Mitarbeiter ihren Marktanteil zu halten bzw. auszubauen.

Im Eisenbahnbereich fehlen alleine im Baden-Württemberg hunderte Beschäftigte. Und dies vor allem aufgrund einer Bezahlung, die der Verantwortung der Mitarbeiter*Innen, deren Arbeitskraft an 365 Tagen im Jahr im Schichtdienst gefordert wird, in keiner Weise entspricht. So lobte ein Verdi-Vertreter jüngst auf einer Betriebsversammlung, dass es ihr Verdienst sei, dass Eisenbahner mehr als den gesetzlichen Mindestlohn von 12 EUR verdienen.

In den letzten Jahren haben die Verkehrsgesellschaften viele Quereinsteiger für einen Beruf im Verkehrssektor begeistern können, jetzt kommt bei den Neubeschäftigten die Ernüchterung über Löhne, die hinter dem Versprochenen bleiben, Überstunden, die weit über das erträgliche hinausgehen und Schichte bis zu 12 Stunden, die difinitiv die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und die Gefahr von Unfällen heraufbeschwören.

Der Gewerkschaft Verdi schein dies alles egal. Zwar gibt es jährliche Gehaltsanpassungen, die aber zusehends hinter anderen denen anderer Berufssparten zurückbleiben.

In dieser Lage wendeten sich die Mitarbeiter*Innen der SWEG an die Gewerkschaft GDL, die in den letzten sechs Monaten einen bedeutenden Mitgliederzuwachs innerhalb des Eisenbahner-Bereichs zu verzeichnen hat.

Die SWEG lehnt aber auf Geheiß der Landesverkehrsministers Hermann von den Grünen jegliche Verhandlung mit der GDL ab. So ist es unvermeidlich, dass es jetzt zu den Streiks kommt. Das Verkehrsminsterium will an der guten Zusammenarbeit mit Verdi festhalten, nimmt dabei aber in Kauf, dass immer mehr Eisenbahner das Unternehmen verlassen und neue Mitarbeiter*Innen nur noch schwer zu finden sind. Im Ulmer Netz sind schon fast 50 % der Lokführer Leiharbeitnehmer, die der SWEG doppelt so so viel Geld kosten wie eigene Mitarbeiter. Dies wissen natürlich auch die eigenen Mitarbeiter, weshalb der Frust doppelt so hoch ist: warum bekommen Leihlokführer, bzw. deren Firmen, das Geld, dass man uns verweigert?

Joachim Abel

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