Meisterfeier-Splitter: Ein Vorgeschmack auf die Meisterfeier des Handwerks am 14. Oktober in Stuttgart

Sie haben es geschafft! Bald dürfen die erfolgreichen jungen Meisterinnen und Meister ihren Meisterbrief in Empfang nehmen. Bei der Meisterfeier des Handwerks am 14. Oktober auf dem Messegelände in Stuttgart erhalten sie im feierlichen Rahmen die Urkunde überreicht. In den vergangenen beiden Jahren wurde der Versuch unternommen, in Corona-konformer Art über Bildschirm und kleine Locations eine große Meisterfeier umzusetzen. Jetzt endlich kann sich der aktuelle Jahrgang wieder gebührend treffen, um auf das Geleistete anzustoßen. Und das ist nicht wenig, was in den Prüfungen und Arbeitsproben verlangt und vorgewiesen wurde. Einiges davon ist bei der Feier zu sehen, wenn es dann heißt:  Vorhang auf für den Meisterjahrgang 2021/2022.

Eine Ausstellungshalle auf dem Gelände der Landesmesse in Stuttgart wird am 14. Oktober Schauplatz der Meisterfeier des Handwerks. Rund 750 junge Meisterinnen und Meister aus 28 Gewerken erhalten zuerst ihren Meisterbrief bevor es dann zum Festakt in die Halle geht. Dort wartet neben viel Information jede Menge Unterhaltung auf der Bühne. Highlights sind die Ehrung der Bestmeister und die Übergabe des Rotary Förderpreises. Unter die Haut geht den Gästen dann die feierliche Erhebung der Handwerkerinnen und Handwerker in den Meisterstand durch den Präsidenten der Stuttgarter Handwerkskammer Rainer Reichhold.

ZDF – Zahlen, Daten, Fakten

753 erfolgreiche Meisterinnen und Meister dürfen dieses Jahr ihre Urkunde entgegennehmen. Im noch sehr von Corona gebeutelten Vorjahr lag die Zahl der Absolventen bei 678. Zu den ganz großen Gewerken zählen die Kfz-Techniker (84), Installateure- und Heizungsbauer (76), Maler und Lackierer (70) sowie die Tischler mit 64 Absolventen.  Kleiner fallen die Zahlen aus bei den Galvaniseuren (8), Sattlern und Feintäschnern (8), Klempnern (3) und den Klavier- und Cembalobauern (1).

We are the champions – die Bestmeister 2022

Behälter- und Apparatebauer-Handwerk: Sebastian Schneider, 83224 Grassau

Elektrotechniker-Handwerk: Ferdinand Heiner Lehner, 74321 Bietigheim-Bissingen

Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk: Leon Walter, 70734 Fellbach

Konditoren-Handwerk: Eva Finner, 73072 Donzdorf

Land- und Baumaschinenmechatroniker-Handwerk: Tobias Miller, 72501 Gammertingen

Maler- und Lackierer-Handwerk: Gina Schönleber, 73635 Rudersberg

Maßschneider-Handwerk: Angelina Walliser, 73277 Owen

Metallbauer-Handwerk: Benjamin Kohlmann, 70567 Stuttgart

Müller-Handwerk: Dennis Berger, 21339 Lüneburg

Raumausstatter-Handwerk: Angela Schaaf, 70794 Filderstadt

Sattler- und Feintäschner-Handwerk: Niclas Arres, 75177 Pforzheim

Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk: Maren Hechler, 72070 Tübingen

Tischler-Handwerk: Daniel Staneker, 72829 Engstingen

Ein Jahrgang mit viel Disziplin

„Es war eine harte Schule, die Teilnehmenden haben die Herausforderung aber gut gemeistert“, bilanziert Katharina Dettweiler die Vorbereitung auf die Meisterprüfung im Online-Format während der Corona-Zeit. Sie ist die Expertin für die Digitalisierung der Beruflichen Bildung in der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart und bot den Meisterkurs unter anderem für den Sanitär-Heizung-Klima-Bereich und das Kfz-Handwerk im sogenannten Online-Klassenzimmer an. „Das war die einzige Möglichkeit zu der Zeit.“ Saßen bislang die angehenden Meisterinnen und Meister in einem Klassenzimmer und folgten dem Dozenten, wurde das Lernen zuhause vor dem Laptop oder dem Tablet plötzlich zur Normalität. „Die gewerkeübergreifenden Prüfungsteile Arbeitspädagogik sowie Betriebswirtschaft und Recht wurden komplett online beschult – es war ja während der Lockdowns nicht erlaubt, sich zu treffen“, betont Dettweiler.“ Wichtig sei gewesen, Dozenten und Teilnehmer gut auf diese neue Form von Unterricht vorzubereiten. Viel Selbstlernkompetenz und Disziplin sei dabei zu spüren gewesen. So konnten in der ersten Corona-Welle 17 Lehrgänge, in den weiteren Lockdownzeiten 32 Lehrgänge im Online-Format von den Lehrkräften der Bildungsakademie durchgeführt werden. „Lernen in der Gruppe hat ja auch immer einen sozialen Aspekt, der kam natürlich bei dem Angebot zu kurz“. Dennoch sieht Katharina Dettweiler einen positiven Aspekt. „Der Jahrgang ist an diesen neuen Herausforderungen enorm gewachsen.“

Voraussetzungen für den Meistertitel

Um sich für die Meisterprüfung anmelden zu können, wird grundsätzlich eine bestandene Gesellenprüfung vorausgesetzt. Wenn Handwerker den Meister im gleichen Beruf anstreben, können sie die Fortbildung im Prinzip direkt an die Ausbildung anschließen. Die Meisterprüfung besteht aus vier Teilen: praktischer Teil (I), fachtheoretischer Teil (II), betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Teil (III), berufspädagogischer Teil (IV). In der Regel findet am Ende jedes Kursteils der Vorbereitungsfortbildungen die Prüfung statt. Es ist allerdings nicht verbindlich vorgegeben, in welcher Reihenfolge die Prüfungen absolviert werden müssen.

Mit Power durch die Prüfungen

Die Corona-Zeit hat auch die Prüfungen selbst geprägt. Dies bestätigt Manuel Beitlich, er hat den Vorsitz inne für den größten Meisterprüfungsausschuss bei der Handwerkskammer Region Stuttgart. Für das Kfz-Techniker-Handwerk umfasst sein Pool an Prüfern 42 Personen, die die weit über 150 angehenden Meisterinnen und Meister geprüft haben. Der Praxisteil wurde abgewickelt in Stuttgart, Nürtingen und Schorndorf. „Es mussten bei den praktischen Prüfungen Masken getragen werden. Das war natürlich störend, aber Pflicht.“ Auch bei den theoretischen Prüfungsteilen, die im Kongresszentrum auf der Stuttgarter Waldau stattfanden, wurden Maske und Abstandhalten eingefordert. Dabei lobt Beitlich insbesondere die gute Disziplin der Prüflinge. Trotz den Schwierigkeiten waren alle „extrem fokussiert und gut vorbereitet“ beispielsweise auf die Fragen zur Kfz-Technik, der Betriebsführung sowie der Auftragsabwicklung.

Wow – das sind wahre Prachtstücke

Schreinermeister David Riehle aus Biberach hat seine private Leidenschaft in sein Meisterstück einfließen lassen: Er ist nach Feierabend professioneller DJ und hat einen weißen „Schneewittchensarg 2.0“ kreiert. In das Sideboard aus Eichenholz, das auf einem Metallgestell steht und mit weißer Textilfaserplatte aus recycelter Baumwollfaser bestückt ist, sind zwei Plattenspieler und ein Mischpult integriert. Außerdem wurden Steckfächer für Schallplatten und alle wichtigen Technikanschlüsse implementiert. Der Korpus des Meisterstücks lässt sich entnehmen und auf andere Möbelstücke stellen. Geschlossen werden kann der Schneewittchensarg mit einer Plexiglashaube aus recyceltem Plastik und selbstentwickelten Scharnieren. Die Ressourcenschonung war Riehle bei der Materialauswahl sehr wichtig.

Ebenfalls ein Musikfaible bringt Schreinermeister Mattis Ennen aus Korntal-Münchingen mit: Seine lackierte „Gitarrenvitrine“ aus europäischem Nussbaumholz bietet gleich Platz für zwei Musikinstrumente und das Zubehör. Der sichtbare Teil hinter der Glasscheibe ist der Aufbewahrungsort für seine Lieblingsgitarre, sein Innenraum ist mit einem per Fernbedienung steuerbaren LED-Spot und mit schwarzem Filz ausgekleidet – nicht nur für eine bessere Optik, sondern auch zum Schutz des Instruments beim Einstellen und Herausnehmen. Im hinteren, versteckten Bereich der Vitrine ist ein Ausziehfach mit Soft-Close-Funktion für eine zweite Gitarre verbaut. Ein weiteres Ausziehfach bietet Platz für Notenhefte, Plektrons und das Zubehör. Der Clou: Zum dauerhaften Auszug des Fachs ist ein kleiner Verschlussriegel eingebaut, der direkt mit einem Plektron aktiviert werden kann. Auch ein Notenständer, ein Stromanschluss und ein ausziehbarer Hocker sind in der Vitrine integriert – so kann direkt vor dem Meisterstück auf der E-Gitarre gespielt werden.

Rotary Club unterstützt die meisterlichen Pläne

Einer der Bestmeister wird sich besonders freuen können: Der Rotary Club Stuttgart hat einen Förderpreis in Höhe von 3.000 Euro ausgelobt, der ebenfalls im Rahmen der Meisterfeier überreicht wird. Ausgezeichnet wird ein junger Handwerker oder eine Handwerkerin, der oder die neben  herausragender fachlicher Leistung auch einen durchdachten Zukunftsplan hat. Und sollte die unternehmerische Selbstständigkeit im Handwerk ein Ziel sein, stehen die Chancen schon sehr gut. Das Geheimnis wird auf der Bühne von Rotary-Präsident Christoph Müller gelüftet.

Miss Handwerk im Prüfungsstress

Wie wenn die Wahl zur Miss Handwerk nicht genug Stress gewesen wäre! Gleich nach dem Erhalt des Titels „Miss Handwerk“ auf der Internationalen Handwerksmesse Anfang Juli in München musste auch Luisa Hüttig aus Göppingen ran. Sie absolvierte in ihrem Gewerk als Steinmetzin und Steinbildhauerin die Meisterprüfung an der Steinmetzschule in Aschaffenburg. Als Aushängeschild des deutschen Handwerks ist es natürlich Ehrensache, dass Miss Handwerk die Prüfung erfolgreich absolviert und fortan einen weiteren Titel auf der Visitenkarte führen darf: Meisterin im Steinmetz- und Steinbildhauer-Handwerk.

Jungmeisterin Emily Schlutka prüft jetzt Gesellen

Sie ist mit gerade mal 20 Jahren Installateur- und Heizungsbauermeisterin. Emily Schlutka aus Ingersheim ist beruflich voll durchgestartet und hat bereits den Meisterbrief in der Tasche – und das in einem atypischen Frauenberuf. Über ein Schulpraktikum hat sie in die Ausbildung gefunden. In dem Freiberger Handwerksbetrieb jobbte sie regelmäßig, dann startete sie in die Lehre als Anlagenmechanikerin. Mit der Note 1,6 schloss sie die Gesellenprüfung ab und legte nebenbei zur Ausbildung noch die Fachhochschulreife hin. Bald folgte der Ruf der Handwerkskammer in der Prüfungskommission der Gesellenprüfung mitzuwirken. Und jetzt kommt noch die Meisterprüfung oben drauf. Wer weiß, ob noch ein weiteres „Sahnehäubchen“ folgt?

Der Doppelmeister

Tizian Kalchschmidt aus Binzen im Landkreis Lörrach war mit einem Meistertitel nicht zufrieden. Zum Behälter- und Apparatebauer-Meister hat er noch den Meister im Klempner-Handwerk abgelegt. Die Handwerksordnung steht dabei nicht im Wege. Dem Metall-Experten macht dann so schnell keiner etwas vor.

Was kostet der Meistertitel?

Das ist von Gewerk zu Gewerk unterschiedlich: günstigere Fortbildungen zum Meister wie die der Fleischer und Friseure kosten um die 4.000 Euro. Kostenintensivere, wie die zum Elektriker-Meister, kosten rund 9.000 Euro. Je nachdem wo sich die nächstgelegene Meisterschule befindet, kommen dazu noch Fahrtkosten oder Unterkunftskosten. Auch die Prüfungsgebühren, die die Handwerkskammern erheben, sind regional unterschiedlich und belaufen sich beispielsweise auf etwa 850 Euro. Doch es lohnt sich. Finanziell rechnet sich der Meister meist nach vier bis fünf Jahren. Das ist aber natürlich von der Branche und dem Arbeitgeber abhängig. Wer mit den Kosten der Meisterausbildung alleine nicht fertig wird, kann Meister-Bafög beantragen. Der Staat bezuschusst die Ausbildung mit 40 Prozent. Der Rest ist ein Darlehen zu günstigen Konditionen bei der KfW-Bank, das zurückgezahlt werden muss.

Meisterprämie erfolgreich etabliert

„Es war ein zäher Kampf – wir haben aber im Interesse unseres Unternehmer- und Führungskräftenachwuchses im Handwerk das Ziel erreicht“, freut sich Kammerpräsident Rainer Reichhold. „Lange hat die Handwerksorganisation für die 1.500 Euro Meisterprämie gerungen. Die 750 erfolgreichen Meisterinnen und Meister des aktuellen Jahrgangs profitieren nun davon.“ Seit dem 1. Mai 2020 zahlt die baden-württembergische Landesregierung jeder erfolgreichen Absolventin und jedem Absolventen einer Meisterprüfung die Prämie. 613 junge Handwerkerinnen und Handwerker haben 2020 den Antrag bei der Handwerkskammer Region Stuttgart gestellt und kamen in den Genuss der Prämie. Letztes Jahr ging die Zahl nach oben auf 670 Personen. Auch der aktuelle Prüfungsjahrgang kann die 1.500 Euro vielleicht gleich für die Existenzgründung einsetzen. Die Zunahme der Anträge auf die Meisterprämie, so Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister Kraut, spreche dafür, dass ihr Anreiz wirke, die Ausstiegsfortbildung zu machen. „Genau das wollen wir mit der Prämie erreichen, dass sich mehr Gesellinnen und Gesellen trauen, den Meister zu machen.“ Die Prämie trage auch zur Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung bei. „Es würde mich sehr freuen, wenn zahlreiche Absolventinnen und Absolventen nun den Weg in die Selbstständigkeit finden würden“, betont Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart. Der Meisterbrief sei ein idealer Türöffner auf dem Weg ins Unternehmertum. „Mehr junge Menschen müssen sich wieder trauen, ihr Leben und ihren Beruf selbst in die Hand zu nehmen und selbst Unternehmer zu werden“, so Reichhold.

Viele Chefsessel werden frei

Der Generationenwechsel schreitet auch im Handwerk immer stärker voran: Dies zeigt eine Sonderuntersuchung des Nachfolgemonitors, der im Sommer auf der Internationalen Handwerksmesse IHM in München vorgestellt wurde. Es muss also nicht die klassische Existenzgründung sein. Auch in der Region Stuttgart stehen unzählige Unternehmen vor einer Übergabe – es fehlt nur die passenden Nachfolger. „Neben Neugründungen sind es insbesondere erfolgreiche Betriebsübernahmen, die die attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsplätze sowie wertvolles Know-how bewahren helfen. Bei rund 25.000 anstehenden Betriebsübergaben in den kommenden fünf Jahren allein im Handwerk in der Region Stuttgart ist es längst nicht mehr ein rein persönliches Unterfangen, eine erfolgreiche Nachfolge für den Betrieb zu organisieren, sondern es ist angesichts dieser Größenordnung von gesamtwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz“, betont Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart. “Eine Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Vorhaben. Die derzeitigen konjunkturellen Unsicherheiten wie der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie erfordern noch mehr Planungen und Verhandlungsgeschick. Das Handwerk ist auch künftig auf kreative und innovative Übernehmerinnen und Übernehmer angewiesen, die mit erfolgreichen Betriebsübernahmen den notwendigen Strukturwandel vorantreiben.“ Mit dem Wissen der jungen Meisterinnen und Meister lasse sich der Weg leichter gehen. Das „Nachfolgenetzwerk: Offensive Unternehmertum“ der Handwerkskammern im Land sensibilisiert die Nachwuchskräfte bei der Übernahme eines Handwerksbetriebs.

Meisterclub – das Netzwerk für Profis aus dem Handwerk

Weil das Netzwerken auch im Handwerk von Bedeutung ist, will die Handwerkskammer eine neue Idee umsetzen. Der sogenannte Meisterclub soll künftig eine Plattform zum persönlichen Austausch von jungen Meisterinnen und Meistern schaffen, so dass zwanglos gewerkübergreifende Kooperationen und Netzwerke zwischen den regionalen Handwerksbetrieben gefördert und gestärkt werden. Viktoria Utz, bei der Handwerkskammer für die Innovation zuständig, peilt mit dem Meisterclub ein weiteres Ziel an: „Wir möchten zudem die potenziellen Betriebsnachfolger und Führungskräfte in ihrer fachlichen Kompetenz und persönlichen Entwicklung stärken.“ Angeboten werden sollen Betriebsbesichtigungen oder Managementthemen zu Leadership, Personal, Finanzen sowie auch Gesundheit und Nachhaltigkeit. Die neue Meistergeneration darf gespannt sein.

Alle Informationen zur Meisterfeier des Handwerks finden Sie unter

www.hwk-stuttgart.de/meisterfeier2022

 

PM Handwerkskammer Region Stuttgart

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