Verdi zum Maßnahmenpaket des Kultusministeriums für das neue Kitajahr

ver.di Baden-Württemberg hat bei der Ausarbeitung des Direkteinstiegsprogramm aus dem vorliegenden Maßnahmenpaket des Kultusministeriums aktiv mitgewirkt und begrüßt diese Maßnahme außerordentlich. Sie ist geeignet, einer erweiterten Personengruppe eine qualifizierte pädagogische Ausbildung zu ermöglichen und zu finanzieren. Das ist eine echte Bereicherung und Ergänzung zu den bereits bestehenden Möglichkeiten schulischer und beruflicher Qualifizierung, auch im wichtigen Bereich der Schulkind-Betreuung.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter: „Die Bekämpfung des Fachkräftemangels in Kitas und Grundschulbetreuung ist eine gesellschaftliche Aufgabe von herausragender Bedeutung. Ohne ausreichend Erzieherinnen und Erzieher haben wir schon sehr bald viel zu wenig Kitaplätze. Zur Personalgewinnung ganz vorne ist dabei das Direkteinstiegsprogramm zu nennen. Es kann für Entlastung in Kitas sorgen und gibt Menschen eine tolle Perspektive, die in ihren bisherigen Berufen keine mehr sehen. Sollten sich die Kommunen aber mit ihrer Forderung nach einer Vergrößerung der Gruppen durchsetzen, wird alles andere konterkariert. Denn schlechtere Arbeitsbedingungen verstärken wieder die Flucht aus den Berufen.“

ver.di erwartet, dass alle Beteiligten mit dem immensen aktuellen und künftigen Personalbedarf, der weder eine auf Dauer angelegte qualitativ hochwertige Erziehung und Betreuung noch den Rechtsanspruch auf einen Platz ermöglicht und auch für die Fachkräfte nicht weiter so tragbar ist, ehrlich umgehen. Für ver.di heißt das, das Angebot der Einrichtungen den bestehenden personellen Möglichkeiten anzupassen. Und nicht umgekehrt die Bedingungen für Kinder und Personal noch weiter zu verschlechtern.

„Das können und sollten wir uns zugunsten eines gut funktionierenden Systems, das auf Qualität und fachlichem Anspruch beruht, nicht leisten – weder für die Kinder und Familien noch für die Beschäftigten“, so Hansi Weber, Vorsitzende des ver.di Fachgruppenvorstandes Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit in Baden-Württemberg: „Der Auftrag an die pädagogischen Einrichtungen im KJHG umfasst Betreuung und Bildung. Diesem Auftrag muss Rechnung getragen werden können.“ Der Maßnahme „Ausnahmsweiser Ersatz von Fachkraftanteilen“ aus dem Paket kann ver.di nicht zustimmen. Denn das entspricht weder dem Kindeswohl noch dem pädagogischen Anspruch öffentlicher Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Hier obliegt den Trägern eine hohe Verantwortung für den kindgerechten Umgang, die Erfüllung der Aufsichtspflicht und vieles mehr, die mit zu vielen ungelernten Kräften im Alltag nicht zu erfüllen ist. Deshalb lehnt ver.di auch die Verlängerung der Vertretungsregelung durch ungelernte Kräfte ab. Jede zusätzlich eingesetzte Kraft im pädagogischen Bereich muss aus ver.di Sicht mit einer Qualifizierungszusage hin zum Fachkraftabschluss ausgestattet sein. Das gilt nicht nur für die Teilnehmenden am neuen Direkteinstiegsprogramm, sondern auch für die vom Träger als geeignet eingestuften sogenannten Zusatzkräfte und sonstige sogenannte geeignete Kräfte.

ver.di begrüßt ausdrücklich als zu unterstützende Maßnahme die Einstellung von zusätzlichen Kräften im Hauswirtschafts- und Verwaltungsbereich, um die pädagogischen Fachkräfte von ständig anfallenden nicht-pädagogischen Aufgaben zu entlasten. Hier können tatsächlich pädagogische Ressourcen frei werden, die die Arbeit im pädagogischen Alltag qualitativ und quantitativ wieder besser ermöglichen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn diese Kräfte nicht auf den Fachkraftschlüssel angerechnet werden, sondern zusätzlich finanziert, also auch bezuschusst werden. Das Angebot „Kita-Einstiegsgruppe“ ist als Notfallprogramm wohl unvermeidbar und daher akzeptierbar, wirft aber die Frage auf, was mit den Kindern nach ein bis zwei Jahren geschieht.

PM  ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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