Über 5.000 streiken am Frauentag im Sozial- und Erziehungsdienst

Am heutigen internationalen Frauentag streiken im Rahmen von bundesweiten Arbeitsniederlegungen in der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst in Baden-Württemberg über 5.000 Beschäftigte. Kundgebungen, oft gemeinsam mit Frauen-Organisationen und feministischen Gruppen, aber auch mit anderen Unterstützer*innen, gab und gibt es in Mannheim, Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg, Singen, Crailsheim, Heilbronn, Reutlingen und Tübingen.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter, sagte heute Vormittag in Reutlingen: „Der Frauentag ist dieses Jahr ein Frauenstreiktag. Weit über 80 Prozent der Beschäftigten in Kitas, Schulkindbetreuung, sozialen Diensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen sind Frauen. Und in diesen Berufen wird im Jahr 2022 immer noch schlechter bezahlt als in vergleichbaren typischen Männerberufen. Das wollen wir in dieser Tarifrunde endlich beenden.“ Mehrere hundert Kitas blieben heute in den betroffenen Städten geschlossen oder hatten nur eine Notbetreuung. Gross: „Wir bedauern, dass wir für dieses eigentlich selbstverständliche Ziel nun auch Kitas bestreiken müssen. Aber eines haben die pädagogischen Fachkräfte in den letzten zwei Jahren gelernt: Jede Verbesserung müssen sie sich erkämpfen. Für sie gab es keine Corona-Prämien vom Staat, obwohl sie die Berufsgruppe mit der höchsten Infektionsrate sind, aktuell ist jede vierte Kraft an Corona erkrankt. Für sie wurde noch nicht einmal geklatscht, trotz massiver zusätzlicher Belastungen in der täglichen Arbeit. Sie haben zwei Jahre diese Tarifrunde geschoben, um in der Pandemie mit ganzer Kraft für die ihnen anvertrauten Kinder und deren Eltern da zu sein. Jetzt sind sie dran.“

Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst der Kommunen gehören zwar zum TVöD, die Eingruppierungsregelungen sowie weiterer Regelungen etwa zum Gesundheitsschutz sind in einem eigenen Tarifvertrag vereinbart, der erstmals 2009 und dann erneut 2015 verhandelt wurde. Bereits 2020 sollte die dritte Runde stattfinden, diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. Für ver.di stehen in der Verhandlungsrunde drei Schwerpunkte im Vordergrund. Dazu gehören die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit. ver.di und die VKA verhandeln für rund 330.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen. Von den Verhandlungen betroffen sind aber auch zahlreiche Beschäftigte bei anderen Trägern, die die Verhandlungsergebnisse übernehmen. Hinweis Die nächste Verhandlungsrunde findet am 21. und 22. März 2022 ebenfalls in Potsdam statt. Direkt von den Verhandlungen betroffen sind in Baden-Württemberg die kommunal Beschäftigten pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Schulkindbetreuung, in der Sozialarbeit und der Behindertenhilfe. Alleine in der frühkindlichen Bildung sind damit rund 45.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg direkt in kommunalen Einrichtungen betroffen, knapp 60.000 Beschäftigte sind bei Kitas von freien Trägern direkt oder indirekt berührt. Zusammen betreuen sie 473.000 Kinder. Darüber hinaus sind direkt oder indirekt im Land weitere 32.000 Beschäftigte in sozialen Diensten und Einrichtungen von den Verhandlungen betroffen.

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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