Agentur für Arbeit: Jahresrückblick 2021

Die Zahl der Beschäftigten stagniert, liegt aber dank der wirtschaftlich starken Vorjahre auf einem hohen Niveau.
Die Arbeitslosigkeit ist im vergangenen Jahr zurückgegangen: Das Minus lag bei 4,6 Prozent.

Der Rückgang zeigte sich in beiden Landkreisen, stärker aber im Landkreis Göppingen.

Einen Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es aber nur bei der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung. In der steuerfinanzierten Grundsicherung ist die Arbeitslosigkeit dagegen gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen hat sich bei den besonderen Personengruppen unterschiedlich entwickelt: Bei unter 25Jährigen und Ausländern ist sie gesunken; bei Älteren, Langzeitarbeitslosen und Schwerbehinderten hingegen gestiegen.

Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften ist deutlich gestiegen. Das zeigt, dass Unternehmen nicht nur an ihrem Personal durch Inanspruchnahme von Kurzarbeit festhalten, sondern manche sogar ihr Personal aufstocken möchten. Der November war der erste Monat, in dem mehr Stellen gemeldet wurden als im entsprechenden Monat vor der Krise.

Die Kurzarbeit erhielt auch im Jahr 2021 als Kriseninstrument viele Arbeitsplätze und stützte in erheblichem Umfang den Arbeitsmarkt. Die Inanspruchnahme durch die Betriebe in der Region lag allerdings unter dem Wert des Vorjahres. Ohne das Instrument Kurzarbeitergeld läge die Arbeitslosigkeit sicher höher.

Detaillierter Rückblick auf 2021 – Beschäftigung stagniert
(Die Daten zur Beschäftigungssituation basieren auf Juni 2021)

Zum 30. Juni 2021 waren 307 102 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 0,1 Prozent weniger als zum Vorjahresstichtag. Mit minus 0,5 Prozent sank die Beschäftigung bei Männern, bei Frauen gab es dagegen ein Plus von 0,4 Prozent. Überdurchschnittlich hoch war mit minus 1,0 Prozent der Rückgang der Beschäftigung bei jungen Menschen unter 25 Jahre. Bei Ausländern gab es entgegen des allgemeinen Trends einen Beschäftigungsaufbau, der bei 2,2 Prozent lag. Ein deutliches Plus gab es auch bei 55Jährigen und Älteren, das bei 3,3 Prozent lag.

Die Branchen entwickelten sich unterschiedlich: Ein Minus gab es vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, im Gastgewerbe und bei Finanz und Versicherungsdienstleistungen. Ein Plus zeigte sich bei der Zeitarbeit, im Gesundheitswesen, im Bereich Heime und Sozialwesen, im Baugewerbe sowie der öffentlichen Verwaltung.

Entgegen der Stagnation im Göppinger Agenturbezirk verzeichnete das Land BadenWürttemberg ein Plus bei der Beschäftigung von 1,2 Prozent. Die Landkreise Esslingen und Göppingen haben sich unterschiedlich entwickelt. Während die Beschäftigung im Landkreis Esslingen sank, stieg sie im Landkreis Göppingen.
Im Landkreis Esslingen ging die Beschäftigung um 0,5 Prozent deutlich zurück; der Rückgang fand vor allem im Verarbeitenden Gewerbe, bei der Erbringung von Finanz und Versicherungsdienstleistungen und dem Gastgewerbe statt. Ein Plus gab es beispielsweise bei der Arbeitnehmerüberlassung, bei Heimen und Sozialwesen im Gesundheitswesen und sowie der Öffentlichen Verwaltung.

Im Landkreis Göppingen stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,0 Prozent, besonders in der Arbeitnehmerüberlassung, im Baugewerbe, Heime und Sozialwesen und im Gesundheitswesen. Im Verarbeitenden Gewerbe, der Gastronomie und bei Dienstleistungsberufen beispielsweise ging die Zahl der Beschäftigten hingegen zurück.

Struktur der Beschäftigten im Agenturbezirk Göppingen:
14,8 Prozent der Beschäftigten sind Helfer

57,1 Prozent sind Fachkräfte

15,1 Prozent sind Spezialisten

12,6 Prozent sind Experten

74,5 Prozent der Beschäftigten arbeitet in Vollzeit, 25,5 Prozent in Teilzeit

13,8 Prozent haben keinen beruflichen Ausbildungsabschluss

23,1 Prozent der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter

Wie sah die Nachfrage nach Arbeitskräften aus?
Die Nachfrage nach Arbeitskräften stieg im vergangenen Jahr, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau deutlich und erreichte damit wieder ein langfristig mittleres Niveau. Der Bestand an gemeldeten Stellen lag im Jahresdurchschnitt bei 7 398, das waren 19,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Auf Landesebene lag das Plus bei 21,0 Prozent.

Das Plus bei den offenen Arbeitsstellen fiel im Verarbeitenden Gewerbe, der Zeitarbeit, im Baubereich, im Handel, im Bereich Verkehr und im Lager, aber auch in der Informationstechnik besonders stark aus. Etwas weniger Stellen gab es beispielsweise im Gastgewerbe und in der öffentlichen Verwaltung. Bei 78 Prozent der Stellen werden Fachkräfte, Spezialisten und Experten gesucht, etwa 22 Prozent sind für An und Ungelernte.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2021 mit 4,1 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent) über dem Durchschnitt von BadenWürttemberg, der bei 3,9 Prozent lag. 18 511 Frauen und Männer waren im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet, 895 Menschen weniger als im Jahr 2020. Das war ein Minus von 4,6 Prozent. Auf Landesebene sank die Arbeitslosigkeit um 4,7 Prozent.

Entwicklung bei den Personengruppen
Die Arbeitslosigkeit bei unter 25Jährigen sank mit minus 22,9 Prozent deutlich stärker als die Arbeitslosigkeit insgesamt.
Die Zahl der arbeitslosen Ausländer ist um 6,8 Prozent gesunken.
Bei Menschen über 50 Jahren ist die Arbeitslosigkeit um 6,4 Prozent gestiegen.

Bei Personen über 55 Jahre beträgt die Zunahme 11,9 Prozent.
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist um 34,5 Prozent gestiegen. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die seit einem Jahr und länger auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind.
Die Zahl der schwerbehinderten Arbeitslosen stieg um 2,1 Prozent.

Entwicklung in den beiden Landkreisen
Im Agenturbezirk Göppingen sind die Arbeitslosenzahlen in beiden Landkreisen gesunken. Der Landkreis Göppingen konnte aber den stärkeren Rückgang verzeichnen.

Im Landkreis Esslingen sank die Zahl der arbeitslosen Menschen um 3,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,9 Prozent. 12 147 Frauen und Männer waren im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet, 408 Menschen weniger als im Jahr 2020.

Im Landkreis Göppingen sank die Arbeitslosigkeit um 7,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,4 Prozent. 6 365 Frauen und Männer waren
im Jahresdurchschnitt arbeitslos gemeldet, 487 Menschen weniger als im Jahr 2020.
Mit Ausnahme der Geschäftsstelle LeinfeldenEchterdingen ging die Arbeitslosigkeit bei allen Geschäftsstellen teils deutlich zurück. Die Spanne bei der Veränderung der Zahl der Arbeitslosen bei den
Geschäftsstellen reichte von plus 4,0 Prozent bei der Geschäftsstelle LeinfeldenEchterdingen bis minus 9,9 Prozent bei der Geschäftsstelle Kirchheim.
Entsprechend unterschiedlich fielen die Arbeitslosenquoten in den Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Göppingen aus. Die niedrigste Arbeitslosenquote verbuchte trotz des weiteren Anstiegs die Geschäftsstelle in LeinfeldenEchterdingen mit 4,0 Prozent, die höchste hatte mit 5,0 Prozent die Geschäftsstelle in Geislingen.

Rückgang in der Arbeitslosenversicherung – Anstieg dagegen in der Grundsicherung
Bei den Personen, die von der Agentur für Arbeit Göppingen betreut werden und der Arbeitslosenversicherung (Sozialgesetzbuch III) angehören, ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 1 486 (minus 14,3 Prozent) auf 8 923 Personen gesunken.

Bei den Menschen in der Grundsicherung (Sozialgesetzbuch II), die von den Jobcentern Landkreis Esslingen und Landkreis Göppingen betreut wurden, ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt um 592 Personen (plus 6,6 Prozent) gestiegen. Ihre Zahl lag im Jahresdurchschnitt bei 9 589. Rund 52 Prozent aller Arbeitslosen waren in der Grundsicherung.

Unterbeschäftigung
Die Unterbeschäftigung, die zusätzlich zu der Zahl arbeitsloser Menschen auch Personen umfasst, die für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden oder in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit sind, belief sich 2021 durchschnittlich auf 23 648 Personen. Das waren 1 080 weniger als im Vorjahr (minus 4,4 Prozent).

Viel Bewegung am Arbeitsmarkt
Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr bewegt sich auf dem Arbeitsmarkt viel. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Dynamik aber nachgelassen.
Seit Jahresbeginn gab es 44 535 Zugänge von Arbeitslosen.
Dem gegenüber standen 48 210 Abmeldungen von Arbeitslosen.

Kurzarbeit bleibt tragendes Instrument auch im zweiten Krisenjahr

Kurzarbeit hat sich auch im zweiten CoronaJahr bewährt und erhält aktuell als Kriseninstrument viele Arbeitsplätze. Die Inanspruchnahme von Betrieben in der Region ist nach wie vor historisch hoch, liegt aber unter dem Wert des Vorjahres. Aktuelle Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit liegen erst mit einem 6monatigen Zeitversatz vor. Die Junizahlen zeigen: Knapp sieben Prozent der Beschäftigten hat kurzgearbeitet. Im Juni des Vorjahres 2020 waren es noch 20 Prozent, also etwa jeder fünfte Beschäftigte. Die Anzeigen mit der beabsichtigen Kurzarbeit zeigen: Auch in der zweiten Jahreshälfte wird
das Instrument genutzt werden. Betroffen waren insbesondere Beschäftigte im Verarbeitenden Gewerbe mit Schwerpunkt Metall und Elektroindustrie, des Handels und des Gastgewerbes.

Realisierte Kurzarbeit Stand: 30.06.2021
Die Zahlen zur sogenannten „realisierten Kurzarbeit“ liegen der Agentur für Arbeit jetzt für Juni vor. Danach haben in dem Monat 20 634 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 2 644 Betrieben oder Betriebsabteilungen kurzgearbeitet.
Im Landkreis Esslingen waren es 1 789 Betriebe oder Betriebsabteilungen mit 14 192 Beschäftigten. Im Landkreis Göppingen waren es 855 Betriebe oder Betriebsabteilungen mit 6 442 Beschäftigten.

Zum Vergleich: im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2018 haben jeweils 24 Betriebe  Kurzarbeit realisiert. 260 Arbeitnehmer waren hierbei im Durchschnitt in Kurzarbeit.

Ausgaben und Investitionen: Arbeitsagentur gibt 531 Mio. Euro aus davon 65 Mio. Euro für die Arbeitsförderung

Die aktuelle Marktsituation ist durch Strukturwandel und CoronaPandemie gekennzeichnet. Mehrere Faktoren zur gleichen Zeit erschweren den Ausgleich am Arbeitsmarkt erheblich. Die Vermittlungsansätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen individuell auf die einzelnen Personen und die Situation in den Betrieben abgestimmt werden. Die Agentur für Arbeit hat dafür einen Koffer an Instrumenten, die sie gezielt einsetzt, um Menschen wieder in Arbeit zu bringen. Qualifizierung spielt dabei eine tragende Rolle, insbesondere mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt. Eine große Herausforderung wird überdies die berufliche Neuorientierung arbeitsloser Menschen sein, die in der Branche, aus der sie kommen, keine berufliche Perspektive haben. Sie gilt es für neue Berufsfelder und Branchen zu gewinnen. Weiterbildungen mit Berufsabschluss erhöhen die Arbeitsmarktchancen deutlich. Neue Bewerbungsstrategien, Suchwege oder arbeitsplatznahe Einarbeitung unterstützen die Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.

Arbeitsagentur investierte rund 65 Mio. Euro in die Integration von Menschen in Arbeit und Ausbildung

Um Arbeitsuchende und Arbeitslose im Suchprozess und bei der Aufnahme einer Tätigkeit zu unterstützen, investierte die Arbeitsagentur 7,1 Mio. Euro. 23,5 Mio. Euro flossen in die Qualifizierung von Arbeitsuchenden.
Mit 26,4 Mio. Euro unterstützte die Agentur die Teilhabe behinderter Menschen am Arbeitsleben und die Förderung schwerbehinderter Menschen.

Den Übergang von der Schule in den Beruf begleitete die Agentur auch mit frühzeitigen, präventiven Ansätzen mit dem finanziellen Einsatz von 7,9 Mio. Euro.

Ausgaben für Lohnersatzleistungen

Arbeitslosengeld
Für die Versicherungsleistung Arbeitslosengeld wurden im vergangenen Jahr rund 199 Mio. Euro (Vorjahr: 215 Mio. Euro) ausgegeben.

Kurzarbeitergeld

Für das konjunkturelle Kurzarbeitergeld wurden im vergangenen Jahr rund 267 Mio. Euro inkl. Sozialversicherungsbeiträge ausgegeben (Vorjahr: 334 Mio. Euro).

Für das saisonale Kurzarbeitergeld wurden rund 2,2 Mio. Euro ausgegeben
(Vorjahr: 0,9 Mio. Euro).

Für TransferKurzarbeitergeld wurden rund 19,8 Mio. Euro ausgegeben
(Vorjahr: 13,9 Mio. Euro)

Zum Vergleich: im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2018 wurden jährlich 1,4 Mio. Euro ausgezahlt.

Präsentation der Agentur für Arbeit zum Pressegespräch:

PK-Unterlage_2021_Präsentation_PK-Jahresbericht

2021_Eckwerte_Landkreise_Geschäftsstellen

 

PM Agentur für Arbeit Göppingen

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