Die ALB FILS KLINIKEN informieren über resistente Darmkeime

Die ALB FILS KLINIKEN möchten ihre Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit wahrnehmen und teilen Folgendes mit:

In den ALB FILS KLINIKEN (Klinik am Eichert und Helfenstein Klinik) sind bei Patienten Vancomycin-resistente Enterokokken, kurz VRE, nachgewiesen worden. Enterokokken sind Teil der normalen Darmflora von Mensch und Tier und damit generell relativ weit verbreitet. Menschen mit einer VRE-Besiedelung tragen diesen Keim im Darm und zeigen keine erregerspezifischen Symptome, anhand derer eine Diagnose gestellt werden kann.

Je nach Studienlage ist davon auszugehen, dass bis zu 15% der Bevölkerung Keimträger sind. VRE werden dadurch erkannt, dass Enterokokken in klinischen Untersuchungsmaterialien nachgewiesen werden und sich im Antibiogramm (Test der wirksamen Antibiotika) eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum Vancomycin sichern lässt. Durch besondere Umstände, wie z.B. eine große Bauchoperation bei immungeschwächten Patienten, kann es zu einer Infektion kommen. Da sich Enterokokken durch vielfältige Resistenzen gegen Antibiotika auszeichnen können, sind die Therapiemöglichkeiten bei Infektionen mit VRE eingeschränkt.

Dennoch gibt es Antibiotika, die hier wirksam sind. „Wir gehen bewusst an die Öffentlichkeit, um das Thema transparent zu machen und dafür zu sensibilisieren. Insbesondere möchten wir auch um Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen werben. Denn die Vermehrung von resistenten Keimen – zumeist verursacht durch zu häufig eingesetzte Antibiotika, insbesondere bei der Tiermast – ist ein Problem, das jetzt und in Zukunft viele Einrichtungen des Gesundheitswesens betrifft bzw. betreffen wird“ erklärt Dr. Jörg Noetzel, Medizinischer Geschäftsführer. „Nur durch gezielte und sehr konsequente Maßnahmen, wie z.B. ein verstärktes Früherkennungsprogramm für Risikogruppen (sogenanntes Screening), kann man diese Thematik nachhaltig und wirkungsvoll angehen. Und das tun wir“ ergänzt er.

In den ALB FILS KLINIKEN sind seit Januar dieses Jahres bei 16 Patienten VRE-Infektionen aufgetreten. „Die Gesamtzahl an Krankenhaus-Infektionen ist im Vergleich zu den Vorjahren nicht erhöht, wir haben jedoch eine Verschiebung in Richtung Vancomycin-resistenter Enterokokken festgestellt. Zudem ist eine deutliche Erhöhung der Anzahl von Besiedelungen von Patienten durch VRE zu verzeichnen“, erklärt Dr. Lutz Zabel, Chefarzt und Klinikhygieniker der ALB FILS KLINIKEN. Die betroffenen Patienten mit Infektion konnten in der Klinik entsprechend erfolgreich behandelt werden.

„Gemäß der seit Jahren fest etablierten Hygienestandards in den ALB FILS KLINIKEN wurden unmittelbar nach dem Nachweis die in solchen Fällen erforderlichen zusätzlichen Hygienemaßnahmen, wie Patientenisolation, verstärkte Desinfektionsmaßnahmen oder das Tragen spezieller Schutzkleidung umgesetzt. Auch Patienten, die mit VRE-besiedelten Patienten in Kontakt gekommen sind, werden umgehend getestet und zunächst isoliert bis das Untersuchungsergebnis vorliegt“, ergänzt Zabel. „Die Eliminierung der VRE ist schwierig, da sie eine hohe Umweltstabilität aufweisen und nur mit adäquatem hygienischem Aufwand zu beseitigen sind.“

Die Enterokokken treten in unterschiedlichen Fachabteilungen auf, ein spezieller Keimherd ist nach durchgeführten Umgebungsabstrichen sowie Untersuchungen von Medizingeräten, Spülmaschinen und Waschschüsseln etc. nicht erkennbar. „Die Aufarbeitung der Infektionen weist bei einem Großteil der Patienten auf eine sogenannte „endogene“ Infektion hin. D.h. der Patient trug den Keim bereits in sich, als er z.B. operiert wurde“ erklärt Dr. Jörg Noetzel. „Umso wichtiger ist es deshalb, gleich bei oder schon vor der Aufnahme auch zum Selbstschutz für den Patienten zu klären, ob er den Keim bereits in sich trägt. Diesen Früh-Test haben wir bereits intensiviert. Denn dann können wir sofort reagieren, wenn es zu einem der selten auftretenden Probleme kommt“ ergänzt er.

In engem Austausch mit dem Gesundheitsamt hat die Klinik entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet. Es gibt sogenannte „Risikopatienten“, bei denen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese Menschen symptomlose Keimträger sind. Hierzu zählen oftmals Patienten, die aus einem Pflegeheim kommen sowie Dialysepatienten, andere nephrologische Patienten und hämato-onkologische Patienten. Bei diesen Patientengruppen werden bei Aufnahme in die Klink Screenings mittels eines ganz neuen Schnelltests durchgeführt.

Dieser liefert Ergebnisse innerhalb von zwei bis drei Stunden. Sollte eine Keimbesiedlung nachgewiesen werden, werden der betroffene Patient sowie auch die Kontaktpatienten isoliert. Zusätzlich wird aufgrund der hohen Umweltstabilität der Keime ein noch höherer Hygieneaufwand in Sachen Hände-, Instrumente- und Flächendesinfektion sowie durch weitere Schulungen aller Abteilungen betrieben, um eine Weiterverbreitung zu unterbinden. „Die Verbreitung von VRE erfolgt weitgehend über Hautkontakt (Hände), über Gegenstände oder patientennahe Flächen. Daher legen wir größtes Augenmerk auf die subtile Händedesinfektion nach Patientenkontakt als wichtigste Hygienemaßnahme“ betont Prof. Dr. Schuler, der Ärztliche Direktor der ALB FILS KLINIKEN.

Die Häufigkeit des Auftretens der VRE-Erreger hat in den letzten Jahren bundesweit nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in Pflegeheimen und in der „Normalbevölkerung“ stark zugenommen – die meisten Menschen davon tragen Vancomycin-resistente Enterokokken in sich, ohne daran zu erkranken. „Die resistente Variante der Erreger ist nicht aggressiver, sondern im Falle einer tatsächlichen Infektion nur schwieriger zu behandeln“, erläutert Privatdozent Dr. Martin Bommer, Chefarzt der Hämatoonkologie an den ALB FILS KLINIKEN als anerkannter Experte für Infektiologie.

„Allerdings verdeutlichen die vermehrten Nachweise antibiotikaresistenter Erreger in den Kliniken deutschlandweit auch, dass die Resistenz vieler Keime eine wachsende Herausforderung für die Gesundheitsversorgung darstellt. Andere Kliniken, landauf und landab, haben ähnliche Probleme mit multiresistenten Erregern. Deshalb ist ein konsequentes Vorgehen, wie wir es vornehmen, wichtig.“ ergänzt Wolfgang Schmid, Kaufmännischer Geschäftsführer.

PM

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