Sonntagsgedanken – Wieso?

„Wie? Hallo! Ich bin gerade mal 50 Jahre alt – Wieso soll ich mir jetzt schon Gedanken über die letzten Monate und Wochen meines Lebens machen? Sag mal, spinnt Ihr alle? Das kann ich später noch lange genug tun…!“ So oder ähnlich könnten Millionen von Menschen reagieren, wenn man sie auf Ihre letzten Lebenswochen ansprechen würde: Die letzten Wochen vor dem Sterben. Auf die Zeit, in der man womöglich nicht mehr Herr seiner Entscheidungen sein kann. Solche Fragen gehören in unserer Gesellschaft nicht mehr in die „normalen Überlegungen“ des menschlichen Lebenslaufes – schon gar nicht in unserem schnell getakteten und professionell geführten Erdendasein –wir blenden sie aus Selbstschutz aus.

k640_hmhoyerDoch wie schnell gerade diese Zeit des Lebens – vor allem des selbstverwalteten Lebens – zu Ende sein kann, mussten meine Frau und ich im letzten Dezember beim Schwiegervater (78) erleben: Eine alltägliche Tour durch das Einkaufszentrum, den Kofferraum des Autos ausgeladen. Das Auto in die Garage gefahren, und dann der alles verändernde Satz: „Irgendwie ist mir heute gar nicht gut…“ – Arztbesuch, Krankenhauseinweisung, Krebsdiagnose, Palliativstation, Hospiz… und dann das Lebensende – innerhalb von stark zwei Wochen. Da war keine Zeit mehr für Fürsorge-Vorsorge, Notar und andere Dinge, die einem da plötzlich „siedend heiß“ einfallen.

Gott sei Dank hatten die Schwiegereltern eine Patientenverfügung und alles, was damit zu tun hatte, bereits fertig unterschrieben bereitgelegt. Es war immer noch eine sehr schwere Zeit – keine Frage. Doch die Schwiegermutter und die Verwandten konnten dennoch in würdiger Weise die letzten zwei Wochen mit dem Mann, Vater und Schwiegervater seine letzten Tage erleben. Das Wesentliche – gerade für diese Phase des Lebens – war geregelt.

Entschuldigen Sie, wenn ich Sie erschreckt habe. Das war nur zum Teil meine Absicht. Ich möchte Ihnen vielmehr Mut machen, an Ihr Lebensende zu denken. Daran zu denken, was im Sinne des eigenen Wohles und des Wohles der PartnerInnen und Kinder für solch plötzlich eintretende Situationen vorzusorgen ist. Wenn der mögliche Schreck dieser Zeilen jedoch dazu führt, dass sie sich diese Fragen auf Ihren nächsten Wochenplan setzen, dann haben Sie meine Absicht weitgehendst erkannt. Georg Hummler, Klinischer Seelsorger und Medizinethiker aus Stuttgart, wird am Mittwoch, den 12.10. um 19.30 Uhr in der Friedenskirche, Friedrichstrasse 27 in Göppingen, einen Abend zu genau diesen Fragestellungen gestalten. Was muss in einer Patientenverfügung geklärt werden, was ist zu tun? Welche Gedanken sollen durchdacht werden? Welche Texte sind rechtlich gültig, welche nicht?

Mir ist bewusst, dass meine Zeit in Gottes Händen steht. Bei ihm bin ich mein bisheriges Leben geborgen gewesen und ich fühle mich bei ihm in den besten Händen. Und doch hat Gott uns auch einen Verstand gegeben, der uns z.B. dazu hilft, solche Fragen konstruktiv anzugehen und sie zu Ende zu denken – bis ein Papier entstanden ist, das für möglichst alle Fälle, möglichst alle Fälle regelt.

Herzliche Einladung zum Informations- und Gesprächsabend und die dringliche Einladung, sich diesen Fragen zu stellen. Ein Vers von Peter Strauch möge Sie dabei begleiten:

„Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit. Du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz. Mach es fest in dir.“

 

Pastor Hans Martin Hoyer

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