Sonntagsgedanken: „Leben im Advent 2015“ – (m)eine Gestaltungsaufgabe?

Am Samstagabend beginnt mit der ersten Vesper vom ersten Sonntag im Advent die Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu Christi, welches wir dann in der Heiligen Nacht am 24. Dezember feiern. Das sind die ganz schlichten liturgischen Rahmendaten zur Adventszeit. Und so werden jeder und jedem von uns, wenn wir das dann auch wollen, 26 Tage als Zeit geschenkt, um Advent zu erleben oder die Adventszeit aktiv zu gestalten.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mit Blick auf das Füllen dieses Zeitfensters „Advent“ quillt eine fast unüberschaubare Menge von Anregungen wie Hilfen jeder Art mit einem optimierenden Gestaltungsanspruch in diesen Tagen hervor.

Der erste Adventssonntag wäre weitgehend mit dem intensiven Studium all dessen zu verbringen, was uns Internet-Suchmaschinen zu diesem Themenschwerpunkt Sinn stiftendes wie sinnleeres ans Herz legen – alles für eine glückende Adventszeit 2015. Dabei komm mir der provokante Gedanke: Ist das wirklich „geschenkte Zeit“ oder, beruflich wie privat, eine zusätzlich herausfordernde Gestaltungsaufgabe – also „Mehrarbeit“?

Ich spüre nicht nur bei mir, in meinem Umfeld und im Austausch mit Menschen darüber hinaus – auch schon in den Jahren davor – einen hohen „Leistungsdruck“ hinsichtlich des optimalen Gelingens von „Leben im Advent“.

Die Ergebnisse müssen stimmen: Theologisch wie spirituell bedingungslos tief fruchtbar, einmal im Jahr die erbauende Wiederbelebung von Traditionen sowie Brauchtum in Fülle, unbedingt emotional anrührend und zugleich verstärkt partnerschaftlich wie familiär das Miteinander anregend, erlebnisorientiert beim Kauf liebevoll ausgewählter Geschenke und treffsicher in der hoffentlich späteren Freude darüber … Ihnen fallen sicherlich weitere Ergänzungen ein.

In mir keimt im Anschluss an diese Gedanken der Impuls: Will ich das wirklich so – muss ich dabei mitmachen? Natürlich machen diese Ziele irgendwie mehr oder weniger Sinn und auch mein Herz hängt an damit verbundenen Wertigkeiten. Aber, bedarf es der gesamten Bandbreite?

Und weiter gedacht: Frage ich mich an der Schwelle zur Adventszeit mit genügend Zeit wie Ausdauer wirklich ernsthaft, was ich so gestalten will, dass es in mir Advent werden darf und auch werden kann. Und, wovon muss ich mich aus der Angebotspalette willentlich „trennen“, damit mich „zu viel Advent“ nicht lähmt?

Meine Fragen müssen gewiss nicht die Ihren sein – das wäre eher angebotsorientiert anstatt selbstbestimmt gedacht. Aber, Ihnen und auch mir wünsche ich, beim Eintritt in den Advent, dass wir sein gestaltendes Potential erkennen und „Leben im Advent 2015“ in diesen 26 Tagen mutig lebensförderlich wie klar selbstbestimmt füllen!

 

Helmut G. Bertling

Kath. Schuldekan

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